Dienstag, 08. April 2014, 18:30 - 19:30 iCal

Pussy Riot im mittelalterlichen Wales?

Sex and more in der Dichtung Gwerful Mechains

MMag. Katharina Krischak, BA

Seminarraum 8, Institut für Sprachwissenschaft
Sensengasse 3a, 1090 Wien

Vortrag


Mit Gwerful Mechain, der ersten walisischen Dichterin, deren Werk uns in umfassender Weise überliefert ist, betritt Ende des 15. Jahrhunderts erstmals eine Frau die Bühne des lyrischen Geschehens in Wales. Es ist die weibliche Perspektive auf die unterschiedlichsten Aspekte des Lebens und der Gesellschaft, die ihre Werke einzigartig und zum Gegenstand besonderen Interesses macht. Primär zur Bekanntheit gelangt sind freilich ihre erotischen bis obszönen Gedichte - allen voran das Werk Cywydd y Cedor (Gedicht über die Vulva) -, die der Dichterin in der Forschungsgeschichte einen bisweilen zweifelhaften Ruf einbrachten. Dies führte dazu, dass das Gedichtcorpus Gwerful Mechains erst in den letzten Jahren Eingang in den literaturwissenschaftlichen Diskurs fand. Gwerfuls Werke bestechen durch ihre modern anmutende Perzeption des (weiblichen) Körpers, des sexuellen Lustempfindens und der gesellschaftlichen Stellung der Frau. Doch wie außergewöhnlich sind Gwerfuls Mechains Gedichte am Beginn der frühen Neuzeit tatsächlich?

Im Rahmen dieses Vortrags werden Gwerfuls erotische Gedichte und einige darin enthaltende explizite Passagen analysiert und in den Kontext der Produktion erotischer Literatur und des öffentlichen Sexualdiskurses im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa gesetzt. Somit werden Möglichkeiten zur Verortung des Werkes Gwerful Mechains in der literarischen Tradition des spätmittelalterlichen Wales geschaffen und die Außergewöhnlichkeit und thematische Vielfalt ihrer Gedichte diskutiert.

MMag. Katharina Krischak, BA ist Keltologin, Anglistin und Germanistin. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der mittelalterlichen Literaturwissenschaft sowie der anglo-walisischen und anglo-irischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Keltologie Wien (2012) beschäftigte sie sich mit der Dichtung Gwerful Mechains im Kontext der Literatur und der gesellschaftlichen Wertvorstellung des 15. Jahrhunderts. Seit 2010 ist sie Mitglied im Vorstand des Vereins "Brennos - Verein für Keltologie".

Eine gekürzte Version dieses Vortrags unter dem Titel "Körper und Körperlichkeit in den Werken Gwerful Mechains" ist zugänglich in: Karin Stüber et al. (Hg.) 2010: Akten des 5. Deutschsprachigen Keltologensymposiums: Zürich, 7. - 10. September 2009. Keltische Forschungen, Allgemeine Buchreihe 1. Praesens: Wien, 177-88.

:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::

Die Förderung und interdisziplinäre Vernetzung keltologischer Forschungen an der Universität Wien sind ein zentrales Anliegen von Brennos – Verein für Keltologie. In Form einer monatlichen Vortragsreihe bietet Brennos vier Mal pro Semester eine Plattform zur Präsentation und Diskussion keltologisch relevanter Themen. Die Vortragsinhalte umspannen das breite Feld keltologischer Kulturwissenschaften und skizzieren keltische kulturelle Manifestationen und Rezeptionen durch die Geschichte bis in die Gegenwart.


Veranstalter

Brennos - Verein Für Keltologie


Kontakt

Mag. Sophie Unterweger
Universität Wien
+43-(0)676 455 39 90
sophie.unterweger@univie.ac.at