Dienstag, 17. Mai 2022, 18:30 - 20:00 iCal

Living at the Crossroads

Zugang zu Erwerbsarbeit von BIPoC mit Behinderungserfahrungen zwischen umkämpfter Teilhabe, intersektionaler Unsichtbarkeit und kollektiven Handlungspraktiken

 

Robel Afeworki Abay (Berlin)

 


,

Lecture


Die strukturellen Bedingungen der Teilhabe und die damit einhergehenden intersektionalen Diskriminierungen im Zugang zu Erwerbsarbeit, insbesondere aus subjektiven Perspektiven der Betroffenen, sind in der deutschsprachigen Inklusions- und Teilhabeforschung nahezu unerforscht. Vielmehr wurden die Perspektiven und Stimmen dieser Personengruppe in den hegemonialen Diskursen und Forschungen bislang marginalisiert und unsichtbar gemacht. Mit Verweis auf kulturalisierende Zuschreibungen der Unsichtbarkeit, wird zumeist über die Betroffenen, statt mit ihnen gesprochen (Köbsell, 2019; Afeworki Abay & Engin, 2019). Dabei werden die prekarisierten und gesellschaftlich ungleich verteilten Teilhabechancen im Zugang zu Erwerbsarbeit mit bestimmten Formen der Responsibilisierung schulischer (Miss-)Erfolge der Betroffenen in Verbindung gebracht (Afeworki Abay, 2022), auf die individuelle Ebene verlagert und häufig über soziokulturelle Eigenschaften kollektiv begründet (Thielen, 2014). Im Ergebnis werden die hier stattfindenden intersektionalen Diskriminierungen u.a. entlang von Ableism und Rassismus in den Institutionen der Dominanzgesellschaft invisibilisiert. Trotz der grundlegenden Parallelen zwischen den beiden Herrschaftsverhältnissen bezüglich der intersektionalen Ausschluss- und Diskriminierungserfahrungen der Betroffenen, werden Rassismus und Ableism im deutschsprachigen Raum vorwiegend getrennt diskutiert (Gummich, 2015; Hutson, 2009).

 

Ausgehend von den ersten empirischen Erkenntnissen meines partizipativen Dissertationsprojekts: ,,Intersectional Colonialities: Zugang zu Erwerbsarbeit von BIPoC mit Behinderungserfahrungen“ wird in dem einführenden Vortrag erstens erläutert, inwieweit die beiden Herrschaftsverhältnisse Rassismus und Ableism, die im Zugang zu Erwerbsarbeit als machtvolle gesellschaftliche Systeme diskursiv hervorgebrachter und institutionalisierter Differenzierungs- und Diskriminierungspraxis fungieren, durch eine dekoloniale Intersektionalitätsforschung adressiert werden können. Zweitens liefert der Vortrag einen Überblick darüber, wie subjektive Sichtweisen der Betroffenen auf intersektionale Diskriminierungen sowie die vielfältig vorhandenen individuellen Bewältigungsressourcen und kollektiven Handlungspraktiken mittels partizipativer Forschung umfassend berücksichtigt werden können. Die anschließende Diskussion bietet Möglichkeiten des Austausches im Sinne eines kritisch-reflexiven Denk- und Diskursraumes.

 

Robel Afeworki Abay positioniert sich als afro-deutscher und queer-feministischer Aktivist. Zurzeit promoviert er im Zentrum der Inklusionsforschung (ZfIB) der Humboldt-Universität zu Berlin: zfib.org/de beteiligte. Zuvor studierte er Soziologie und Politikwissenschaften an der Addis Ababa University, Äthiopien und Cardiff University, Wales, UK sowie Soziale Arbeit an der Universität Kassel. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich wissenschaftlich und politisch-aktivistisch mit den Themen: Intersektionalität; Rassismus & Ableism; Gender, Queer and Disability Studies; Partizipative Forschung; Postkoloniale Theorien & Dekoloniale Ansätze; Klimagerechtigkeit; Migrations- und Diversitätsforschung. Zudem ist Robel Sprecher der Fachgruppe "Flucht, Migration, Rassismus- und Antisemitismuskritik (Migraas)" der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA).


Veranstalter

Referat Genderforschung der Universität Wien


Um Anmeldung wird gebeten


Kontakt

Sushila Mesquita
Referat Genderforschung
4277-18452
sushila.mesquita@univie.ac.at