Dienstag, 16. Dezember 2014, 17:30 - 19:00 iCal

Kosmopolitischer Konsum

Kulturelle Offenheit und die symbolische Reproduktion sozialer Ungleichheit

Institut für Soziologie, Seminarraum 3
Rooseveltplatz 2, 1090 Wien

Lecture


Vortrag von Michael Parzer (Universität Wien) im Rahmen der Reihe "Soziologische Vorträge" - Symbolische Ordnungen sozialer Ungleichheit:

Kulturelle Offenheit sowie die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit „fremden Kulturen“ zählen zu zentralen Charakteristika eines urbanen kosmopolitischen Lebensstils. Der Einkauf beim „türkischen Greißler“ ums Eck, das Flanieren entlang der „multikulturellen“ Stände urbaner Märkte oder die „originalgetreue“ Zubereitung indischer Gerichte zählen zu Aktivitäten, die sich insbesondere unter bildungsprivilegierten Angehörigen der sogenannten Mehrheitsgesellschaft“ zunehmender Beliebtheit erfreuen und häufig durch eine demonstrativ positive Bewertung des „Anderen“ gekennzeichnet sind.

Anhand der Ergebnisse eines Forschungsprojekts zu österreichischen Kundinnen und Kunden in migrantischen Lebensmittelgeschäften in Wien soll der Frage nachgegangen werden, welche Rolle positive Klassifikationen des „Fremden“ in Hinblick auf die Veränderung und/oder die Stabilisierung symbolischer Grenzen spielen. Neben ethnischen erweisen sich dabei vor allem klassenspezifische Grenzziehungen als bedeutsam – insbesondere dann, wenn die mit dieser Konsumpraxis zum Ausdruck gebrachte kosmopolitische Haltung zur Demonstration von Überlegenheit und als Mittel sozialer Distinktion genutzt wird.

Vor dem Hintergrund aktueller Befunde der Kulturkonsumforschung zum Trend der „kulturellen Allesfresserei“ sowie zum „everyday cosmopolitanism“ soll diskutiert werden, inwiefern kosmopolitischer Geschmack als eine spezifische Form kulturellen Kapitals zur symbolischen Reproduktion sozialer Ungleichheit in westlichen Gesellschaften beiträgt.

Michael Parzer, Dr., ist Universitätsassistent am Institut für Soziologie der Universität Wien. Zu seinen aktuellen Forschungsinteressen zählen soziale Ungleichheit, Kultursoziologie und migrantische Ökonomien.

Ausgewählte Publikationen zum Vortragsthema: Michael Parzer und Kim Kwok: Commodifying Ethnicity. On Marketing Strategies in Immigrant Cultural Economies in Vienna. In: Journal of Intercultural Studies, Vol. 34 (3) 2013, 264–281; Michael Parzer: Der gute Musikgeschmack. Zur sozialen Praxis ästhetischer Bewertung in der Popularkultur (Band 30 der Schriftenreihe „Musik und Gesellschaft“). Frankfurt am Main: Peter Lang 2011.


Veranstalter

Institut für Soziologie


Kontakt

Carina Altreiter, Michael Parzer
Institut für Soziologie
(0)1/4277 49253
carina.altreiter@univie.ac.at