Dienstag, 14. Oktober 2014, 17:00 - 19:00 iCal

Afrika-Kolloquium

Bewährte Praktiken, ausgefeilte Entziehungsmethoden: Zwangsarbeit und Flucht in Congo-Brazzaville, 1918–1990

Alexander Keese (Humboldt-Universität zu Berlin)

Institut für Afrikawissenschaften, Seminarraum 3
Spitalgasse 2, Hof 5, 1090 Wien

Vortrag


Nach den brutalen und demographisch desaströsen Routinen der Konzessionsgesellschaften im „französischen Congo“ (Moyen-Congo, Congo-Brazzaville), zeigt sich nach dem 1. Weltkrieg eine langsame „Normalisierung“ von Praktiken: Private Akteure, die sich als Konzessionäre und Steuerpächter in dem Territorium bereichert hatten, wurden zunehmend an den Rand gedrängt; der französische Kolonialstaat übernahm selbst das Ruder. Die Brutalität von Arbeitsdiensten schwankte; nach der kurzen Liberalisierungsphase der Volksfront (Front Populaire) und der mit massiver Repression einhergehenden „Mobilisierungsphase“ der frühen 1940er folgte durch in Paris beschlossene Gesetze scheinbar die Befreiung von Zwangsarbeit (v.a. die Loi Houphouët-Boigny vom 11.4.1946). Die Realitäten waren jedoch komplexer: Von versteckten Kontinuitäten im späten Kolonialstaat, der unfreie Arbeit über die Jagd nach „Vagabunden“ rekrutierte, reicht ein bemerkenswerter Bogen über neue Formen von Zwangsarbeit nach der Unabhängigkeit und im sozialistischen Staat, bis hin zum gezielten Arbeitseinsatz von „Arbeitsscheuen“ und „Arbeitslosen“ in den Stadtmetropolen Brazzaville und Pointe-Noire in den 1980ern. Teil dieser Geschichte sind auch die Flucht- und Widerstandsstrategien der Opfer von Zwangsarbeit. Der Vortrag zielt dahin, die Geschichte staatlich oder „öffentlich“ gelenkter unfreier Arbeit im „französischen Congo“ über mehr als sieben Jahrzehnte zu verfolgen. Er basiert auf noch unveröffentlichten Forschungsergebnissen des ERC-finanzierten Projekts ForcedLabourAfrica.

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Veranstalter

Institut für Afrikawissenschaften


Kontakt

Ulrike Auer
Institut für Afrikawissenschaften
43201
ulrike.auer@univie.ac.at