Mittwoch, 22. Oktober 2014, 18:30 - 20:00 iCal
Geschichte am Mittwoch/ Geschichte im Dialog
Richard Lein: Škoda, Bata, Švejk. Wirtschaftliche Aspekte der deutschen Besetzung Böhmens und Mährens 1938-1945
Universität Wien - Institut für Geschichte, HS 45
Universitätsring 1, 1010 Wien
Vortrag
Obwohl das Deutsche Reich seine aggressive Außenpolitik gegenüber der Tschechoslowakei in den späten 1930er Jahren zumeist mit der Sudetenfrage in Verbindung brachte, ist evident, dass Berlin weniger an Minderheitenfragen, als viel mehr in den industriellen Kapazitäten des Landes interessiert war. Nachdem offensichtlich war, dass Deutschland aufgrund des Mangels an Produktionskapazitäten und Rohstoffen nicht in der Lage sein würde, die im Vierjahresplan von 1936 definierten Ziele (Kriegsbereitschaft und Autarkie bis 1940) zu erreichen, gerieten die Tschechischen Länder, das vormalige industrielle Herz der Habsburgermonarchie, immer stärker in die Interessenssphären deutscher Expansionspolitik. Nach der endgültigen Zerschlagung der Tschechoslowakei und der Errichtung des „Reichsprotektorats Böhmen und Mähren" im März 1939 wurde die tschechische Industrie tatsächlich zu einem wesentlichen Faktor in der deutschen Kriegswirtschaft, nicht zuletzt, da sie über große Produktionskapazitäten, umfangreiche Materialreserven sowie eine gut ausgebildete Arbeiterschaft verfügte, die zum überwiegenden Teil vom Wehrdienst freigestellt war. Darüber hinaus lagen Böhmen und Mähren für lange Zeit außerhalb der Reichweite alliierter Bomber, was, in Verbindung mit dem nur schwachen zivilen Widerstand in den tschechischen Ländern eine fast ungestörte Fortsetzung der Kriegsproduktion bis zum Kriegsende im Mai 1945 ermöglichte.
Der Vortrag wird sich nicht nur mit der grundsätzlichen Bedeutung Böhmens und Mährens für die deutsche Kriegswirtschaft beschäftigen, sondern auch auf die Frage eingehen, wie sich die deutsche Besatzung auf das Alltagsleben der tschechischen Bevölkerung auswirkte.
Veranstalter
Institut für Geschichte
Kontakt
MMag. Dr. Andrea Brait
Institut für Geschichte
4277 408 01
andrea.brait@univie.ac.at
Erstellt am Dienstag, 07. Oktober 2014, 15:16
Letzte Änderung am Mittwoch, 08. Oktober 2014, 07:27