Dienstag, 19. November 2013, 18:30 - 19:30 iCal

Cumann na mBan

und Frauen in der irisch-republikanischen Bewegung nach 1969

Mag. Dieter Reinisch

Seminarraum 3, Institut für Sprachwissenschaft
Sensengasse 3a, 1090 Wien

Vortrag


Cumann na mBan, die Frauenorganisation der IRA, wurde am 2. April 1914 von knapp einhundert Frauen in Dublin gegründet. Während des Osteraufstandes von 1916 spielte sie eine wichtige Rolle in der Versorgung, Verpflegung, Ersten Hilfe und der Überbringung von Nachrichten. Nach dem Aufstand erfuhr Cumann na mBan einen enormen Mitgliederaufschwung. Während des anglo-irischen Krieges bestand sie aus 11.000 Frauen. Doch die Gruppe spaltete sich bald an der Frage, ob der Friedensvertrag von 1922 und die Teilung Irlands akzeptiert werden sollte.

Nach dem Ende des irischen Bürgerkriegs 1923 begann der organisatorische und politische Niedergang. Aus einer Organisation von tausenden militanten Frauen, war binnen weniger Jahre eine Frauenorganisation geworden, welche sich auf den Verkauf von Osterlilien und Zeitungen beschränkte. Selbst in der marginalisierten Republikanischen Bewegung der 1940/50er Jahre war sie eine Randerscheinung. Während der Operation Harvest (1956-62) hatte Cumann na mBan keine Bedeutung mehr.

Mitte der 1960er Jahre reorganisierte sich die Republikanische Bewegung und damit auch Cumann na mBan. Als es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der nordirischen Bürgerrechtsbewegung und radikalen Unionisten kam, stießen neue Rekrutinnen zur Organisation.

Der Vortrag zeichnet die 100-jährige Geschichte von Cumann na mBan nach. Besonderes Augenmerk wird auf die Situation unmittelbar vor und während des Nordirlandkonflikts gelegt. Dem Vortrag zugrunde, liegt eine Studie zur militärischen und politischen Rolle von Frauen in der Republikanischen Bewegung nach 1969.

Frauen spielten eine wichtige, wenn auch nicht gleichberechtigte, politische und militärische Rolle in der Republikanischen Bewegung und beeinflussten so den Verlauf des nordirischen Bürgerkriegs. Dennoch haben sie in der Historiographie bisher nur eine untergeordnete Rolle gespielt. In den Jahren 2009/11 wurden vom Vortragenden knapp dreißig ehemalige Aktivistinnen von Cumann na mBan interviewt. Nach der Auswertung der Gespräche kann nun erstmals die militärische und politische Rolle von republikanischen Frauen im Nordirlandkonflikt dargestellt werden.

 

Mag. Dieter REINISCH ist Historiker. Studium der Geschichte und der Keltologie in Wien und Belfast. Seit mehreren Jahren beschäftigt er sich wissenschaftlich mit der Geschichte Irlands im 20. Jahrhundert. Daneben schreibt er regelmäßig über irische Geschichte und Politik in irischen und deutschen Zeitungen. In seinem Promotionsprojekt untersucht er das Bildungssystem politischer Gefangener in britischen und irischen Hochsicherheitsgefängnissen. Zuletzt gab er den Sammelband "Der Urkommunismus" in der Reihe "Edition Linke Klassiker" im Wiener Promedia-Verlag heraus. Demnächst erscheint von ihm eine Studie über irisch-republikanische Frauenaktivistinnen während des Nordirlandkonflikts, sowie ein Band über die neuere Geschichte Irlands.

 

:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::

Die Förderung und interdisziplinäre Vernetzung keltologischer Forschungen an der Universität Wien sind ein zentrales Anliegen von Brennos – Verein für Keltologie. In Form einer monatlichen Vortragsreihe bietet Brennos vier Mal pro Semester eine Plattform zur Präsentation und Diskussion keltologisch relevanter Themen. Die Vortragsinhalte umspannen das breite Feld keltologischer Kulturwissenschaften und skizzieren keltische kulturelle Manifestationen und Rezeptionen durch die Geschichte bis in die Gegenwart.


Veranstalter

Brennos - Verein Für Keltologie


Kontakt

Mag. Sophie Unterweger
Universität Wien
+43-(0)676 455 39 90
sophie.unterweger@univie.ac.at