Mittwoch, 31. Mai 2023, 18:30 - 20:00 iCal

Ringvorlesung Turkologie 2023SS

Canon, heritage and the nation: Narratives of modernity between past and future in Republican Turkey (1923-2023)

Institut für Orientalistik
Spitalgasse 2, Hof 4.1 (Campus Universität Wien), 1090 Wien

Lecture


Prof. Dr. Necmettin Erbakan – Osmanisches Erbe, Modernisierungstopoi und der Islam

Raoul Motika (Universität Hamburg)

Abstract

Necmettin Erbakan (1926–2011), Gründer und langjähriger Führer der Milli Görüş Bewegung, war einer der wichtigsten Nachkriegspolitiker der Türkei, dessen Wirken bis heute das Land entscheidend prägt. Er selbst stilisierte sich zwar zum Feind der atatürkschen Republik, deren republikanischem Prinzip der Volkssouveränität (Hakimiyet Halk‘ındır) er das islamisch basierte der Souveränität Gottes (Hakimiyet Allah‘ındır) gegenüberstellte, war jedoch nicht nur Teil seiner Elite, sondern profitierte auch von ihr! Im Vortrag sollen Herkunft und Werdegang des Politikers beleuchtet, seine politischen und wirtschaftlichen Konzepte analysiert und sein Nachwirken kritisch diskutiert werden. Da sich mindestens drei aktuelle Parteien, darunter die AKP, auf ihn und die Milli Görüş-Bewegung zurückführen, kann seine Bedeutung für die heutige politisch-religiöse Landschaft der Türkei, aber auch die islamische Szene in Westeuropa nicht überschätzt werden.

Bio

Raoul Motika ist seit 2006 Universitätsprofessor für Turkologie an der Universität Hamburg. Von 2010 bis 2020 leitete er als Direktor das Orient Institut Istanbul, 2005/2006 bekleidete er eine Assistenzprofessur für Neuere Geschichte/Sozialwissenschaft des Nahen Ostens an der Universität Bern, 1992-2005 war wissenschaftlicher Mitarbeiter und Universitätsassistent für Islamwissenschaft an der Universität Heidelberg, 2002-2004 koordinierte er ein internationales Forschungsprojekt zur „Islamischen Bildung in der Sowjetunion und der GUS“ an der Universität Bochum. Er wurde 1997 an der Universität Heidelberg mit einer Arbeit zur Pressegeschichte IranischAserbaidschans promoviert. 2011 war er Co Gründer und bis 2022 stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für Turkologie, Osmanistik und Türkeiforschung (GTOT e.V.) und ist seit 2019 Mitglied der Redaktion von Diyâr - Zeitschrift für Turkologie, Osmanistik und Türkeiforschung. Er ist Mitglied und Projektleiter im DFG-Exzellenzcluster „Written Artefacts“ an der Universität Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Neuere und Neueste Geschichte sowie religiöse Entwicklungen in der Türkei, in Iran, Kaukasien und dem Osmanischen Reich, Alevitische Studien und Handschriftenkunde, wozu er zahlreiche Publikationen verfasste.

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Veranstalter

Institut für Orientalistik


Kontakt

Ayse Dilsiz Hartmuth
Institut für Orientalistik
+43-1-4277-43451
ayse.dilsiz@univie.ac.at