Dienstag, 22. Juni 2021, 15:00 - 19:00 iCal

Umwandlungen der Literaturgeschichte

Die Umwandlungen in der bulgarischen Literaturgeschichte und die Stabilität des Literaturkanons

Institut für Slawsitik, SR 1
Spitalgass 2, Hof 3, 1090 Wien

Symposium


Nach 1989 sind mächtige Umwandlungen in der Geschichtsschreibung der bulgarischen Literatur angetreten. Zuerst änderte sich selbst die deskriptive Sprache – sie tritt aus dem gewöhnlichen Rahmen der strengen wissenschaftlichen Vorschriften heraus und eignete sich sogar an Kunstgriffen an, sie erprobte nicht nur unerwartete Geischtspunkte zu den erforschten Objekten, sondern sie erwarb eine neue Lexik, eine andere Terminologie (nicht selten von der Übersetzung aktueller Werke in der Humanitaristik geschöpft), eine Terminologie, die sich von der abgenutzten Ideologiebeschreibung demonstrativ entgrenzte und die – merkwürdigerweise – selbst unbekannte Gebiete der Forschung abzeichnete und vorbestimmte.

Danach änderte sich (auch so schroff) das Objekt der literaturwissenschaftlichen Forschung – die Autorenliste erweiterte sich mit vorher verschwiegenen oder vergessenen Namen: Eine Mehrzahl von Autoren wurden wieder ins literarische Leben (in die Literaturgeschichte) gerufen und das reflektierte gründlich auf das standfeste Bild der bulgarischen Literatur und transformierte es in bedeutendem Maße.

Ein weiterer wesentlicher Schritt war die Neuformulierung und das andere Durchdenken der Klassiker, der Autorfiguren aus dem Kanon: D.h. man sollte ihre etablierten Positionen in der Literaturgeschichte, sowie die klischeehaften Etiketten, mit denen sie bezeichnet wurden, problematisieren und hinterfragen, und überhaupt den ordinären Blick auf einem klassischen Werk relativieren, indem neue unverhoffte Herangehensweisen dazu anwendetet wurden. Als Ergebnis dieser "Deautomatisierung" des Kanons entstand ein vollkommen unterschiedliches Panorama der klassischen bulgarischen Literatur – die Grenzen der bekannten Perioden und Strömungen haben sich auch als relativ und problematisch erwiesen, man brauchte andere Kriterien, Perspektiven, sogar Spekulationen, um die neuerschlossenene Strukturen zu beschreiben und zu klassifizieren.

Inwieweit wäre das aber möglich? Worin besteht die Objektivität bei solchen gewaltigen Transformationen, hängt nicht alles mit der neuen politischen Konjunktur zusammen? Bleibt, trotz aller Bestrebungen, die feste Struktur der Geschichtsschreibung bis zum Jahre 1989 aufzulösen, zu tilgen und zu zerstören, der alte Kanon nicht unanfechtbar und "ewig" mit seinen Feststellungen, Schemen, Konfigurationen? Lebt nicht die Großmasse der Leser mit den veralteten Vorstellungen und Vorurteilen gegenüber den bedeutenden Vertretern der Klassik?

Darüber könnte man ausführlich bei einer Präsentation der Schlüsseltexte der neuen Geschichtsschreibung und der bekannten neuen Monographien über die wichtigsten Schriftsteller und Kunstrichtungen in der bulgarischen Literatur seit 1989, erfahren.

 

Programm des Symposiums

Programm

 

1. Бисера Дакова (Институт за славистика, Университет Виена/Институт за литература – Българска академия на науките). Встъпителни думи и презентация на сборника "Иван Вазов и Константин Величков – във/отвъд Христоматията" (2020)

Bisera Dakova (Institut für Slawistik, Universität Wien/Institut für Literatur, Bulgarische Akademie der Wissenschaften). Einleitende Worte und Präsentation des Sammelbandes "Ivan Vazov und Konstantin Velitschkov – inmitten und jenseits der Chrestomathie" (2020)

15.00 - 15. 20

 

2. Антоанета Алипиева (Белградски университет/Шуменски университет "Епископ Константин Преславски"). Вера Мутафчиева в контекста на Балканите: българите в Османската империя

Antoaneta Alipieva (Universität Belgrad/ Universität Schumen "Bischof Konstantin Preslavski"). Vera Mutaftschieva im Kontext der Balkanen: Die Bulgaren im Osmanen Reich

15. 25 - 15. 55

 

Diskussion

 

3. Елка Димитрова (Институт за литература – БАН, София). Модернизмът: Пролегомени към Края

Представяне на "Речник на българската литература след Освобождението" (дигитално издание на Института за литература – БАН)

Elka Dimitrova (Institut für Literatur – Bulgarische Akademie der Wissenschaften, Sofia). Der Modernismus: Prolegomena zu dem Schluß

Präsentation von "Wörterbuch der bulgarischen Literatur nach der Befreiung" (digitale Ausgabe des Instituts der Literatur – BAW)

 

16. 05 - 16. 45

 

Diskussion

Kaffeepause

 

4. Цветана Георгиева (УНИБИТ, София). Българският литературен сецесион: историколитературното и рецептивно-херменевтичното изследване в контекста на съвременната литературна наука

Tsvetana Georgieva (Universität für Bibliothekwesen und Informatoinstechnologien, Sofia). Die bulgarische Literatursezession: die historisch-literarische und die rezeptionshermeneutische Forschung im Kontext der gegenwärtigen Literaturwissenschaft

17.00 - 17. 30

 

Diskussion

 

Младен Влашки (Университет "Алберт Лудвиг", Фрайбург/Пловдивски университет "Паисий Хилендарски" ). Архив. Реконструкция. Канон. Наблюдения върху практически опит по темата "Трансфер и рецепция на Виенската модерност в България"

Mladen Vlashki (Universität "Albert Ludwig", Freiburg( Plodiver Universität "Paissij Chilendarski"). Archiv. Rekonstruktion. Kanon. Beobachtungen aus der Praxis zum Thema "Transfer und Rezeption der Wiener Moderne in Bulgarien"

17.40 - 18.10

 

Diskussion

 

Бисера Дакова (Институт за славистика, Университет Виена). Как изглежда модерното българско изкуство в края на 20-те години на миналия век? Бележки към малко познатата версия на "младото българско изкуство" в сп. "Der Sturm" (кн. 2-3, 1929)

Bisera Dakova (Institut für Slawistik, Universität Wien). Wie wirkt die moderne bulgarische Kunst am Ende der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts? Anmerkungen zu der wenig bekannten Version der "jungen bulgarischen Kunst" in der Zeitschrift "Der Sturm" (H. 2-3, 1929)

18. 20 - 18. 40

 

18. 40 Закриване на симпозиума/Abschließung des Symposiums

 

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Veranstalter

Dr. Bisserka Dakova


Kontakt

Bisserka Dakova
Universität Wien
institut für Slawistik
0043-1-4277-428-06
bisserka.dakova@univie.ac.at