Donnerstag, 12. Dezember 2019, 18:30 - 20:00 iCal

Konkurrierende Anfänge –

Der aktuelle Thronwechsel und die politische Mythologie der ‚Reichsgründung‘ im modernen Japan

Klaus Antoni (Universität Tübingen)

Institut für Ostasienwissenschaften - Japanologie - Seminarraum JAP 1
Spitalgasse 2, UniversitätsCampus Hof 2, Eingang 2.4, 1090 Wien

Vortrag


Das Jahr 2019 brachte für die Tennô-Institution eine historisch höchst außergewöhnliche Zäsur mit sich, den freiwilligen Thronverzicht des bisherigen Tennô Akihito (Heisei) und den damit einhergehenden Wechsel zur Ära des neuen Tennô, seines Sohnes Naruhito. Neben der Dokumentation des aktuellen Thronwechsels sollen im Vortrag insbesondere die Fragen der historischen Ursprünge, von Kontinuität und Legitimität des Kaisertums im heutigen Japan thematisiert werden. Ein historischer Abriss wird sich vornehmlich mit der Meiji-Restauration und deren Auswirkungen auf die Entstehung des modernen Kaisertums in Japan auseinandersetzen. Hier wird der im 19. Jhdt. entstandene Kult um die Figur des „ersten Kaisers“ Jinmu-tennô eine besondere Aufmerksamkeit erfahren, deren Rezeption untrennbar mit dem Datum des 11. Februar 1889 verbunden ist, dem Tag, an dem mit einer feierlichen Staatszeremonie die Verfassung des Kaiserreiches Japan offiziell verkündet wurde. Das Datum der Proklamation (im heutigen Japan ein Nationalfeiertag) geht auf die vermeintliche Gründung des Reiches im Jahr 660 v. Chr. zurück. Obgleich von der historischen Forschung die Fiktivität sowohl jenes „ersten Tennô“ als auch des Gründungsdatums selbst seit langem erwiesen sind, kam und kommt dem Ereignis eine hohe staatspolitische Bedeutung zu. Es zeigt sich, dass die Debatte um das japanische Kaiserhaus letztlich ins Zentrum der Frage nach der Identität Japans in Moderne und Gegenwart führt.

Klaus Antoni ist seit 1998 Professor für Japanologie an der Universität Tübingen. Davor hatte er Professuren an den Universitäten Hamburg und Trier inne. Seine Forschungs-schwerpunkte liegen auf dem Gebiet der Geistes- und Religionsgeschichte Japans. Er forscht sowohl zur Mythologie des japanischen Altertums als auch zu Fragen von Religion und Ideologie im modernen Japan. Darüber hinaus befasst er sich mit der japanologischen Kulturtheorie wie auch den historischen und kulturellen Beziehungen Japans zu Asien.


Veranstalter

Institut für Ostasienwissenschaften/Japanologie und AAJ (Akademischer Arbeitskreis Japan)


Kontakt

Mag. Angela Kramer
Universität Wien
Institut für Ostasienwissenschaften - Japanologie
4277-43801
angela.kramer@univie.ac.at