Mittwoch, 03. April 2019, 18:30 - 20:00 iCal

Ringvorlesung Turkologie

Prof. Dr. Raoul Motika (Istanbul)

Kulturelle Missverständnisse oder konzeptionelle Unterschiede? Die türkische Turkologie im internationalen Kontext.

Hörsaal (1F-01-38), Institut für Orientalistik
Spitalgasse 2, Hof 4, 1090 Wien

Lecture


„Türkoloji“, die türkische Linearübersetzung für „Turkologie“, bezeichnet ein in der Türkei bis zum heutigen Tage umstrittenes Konzept einer wissenschaftlichen Disziplin. Mehrheitlich wird Turkologie in der türkischen Universitätslandschaft als Entsprechung des Faches „Türkische Sprache und Literatur“ verstanden. Allerdings kritisieren einige politisch eher im rechten und islamistischen Spektrum angesiedelte Intellektuelle und Wissenschaftler die „Turkologie“ als ein koloniales Projekt des Kulturimperialismus zur Entfremdung der „Türken“ von ihrer islamischen Geschichte. Der Vortrag versucht die verschiedenen Standpunkte herauszuarbeiten und diese mit der internationalen Diskussion zur Neudefinition der orientalischen Philologien zu verknüpfen.

 

Referent

Raoul Motika studierte Geschichte und Kultur des Nahen Ostens, Iranistik, Politikwissenschaft und Historische Hilfswissenschaften an der Universität München, der Ege Universität in Izmir und der Universität Teheran. Seinen Magister schloss er 1992 an der Ludwig-Maximilians-Universität München ab. 1997 wurde er mit einer Arbeit zur neueren Geschichte Iranisch-Aserbaidschans im Fach Islamwissenschaften an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg promoviert. Nachdem er mehrere Jahre als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Hochschulassistent an der Universität Heidelberg gearbeitet hatte, war er als Koordinator des internationalen Forschungsprojekts „Islamische Bildung in der Sowjetunion und der GUS“ an der Ruhr-Universität Bochum tätig (2002-2004). Parallel dazu arbeitete er an Habilitationsprojekt zur vergleichenden Entwicklung des Islams im Kaukasus, der Wolgaregion und der Türkei nach dem Ende der Sowjetunion. 2005 erhielt er einen Ruf als Assistenzprofessor für Islamwissenschaften mit den Schwerpunkten Türkei/Osmanisches Reich/Iran und Gegenwartsforschung an die Universität Bern (2005–2006). Im Herbst 2006 folgte er dann einem Ruf der Universität Hamburg auf die W3-Professur für Turkologie. Zeitgleich fungierte er als Direktor des inzwischen ruhenden Heidelberger Centrums für Euro-Asiatische Studien e.V. an der Universität Heidelberg (HECEAS e.V.) und als Sprecher des durch ihn gegründeten TürkeiEuropaZentrums Hamburg (TEZ). Seit Oktober 2010 leitet er als Gründungsdirektor das seit 2009 selbständige Orient-Institut Istanbul der Max Weber Stiftung. Derzeit leitet er noch ein Postdoc-Projekt im SFB 950 „Manuskriptkulturen“ an der Universität Hamburg und ist Mitglied des dortigen Exzellenzclusters „Understanding Written Artefacts“. Er verfasste und edierte mehrere Bücher zur neueren Geschichte und Gegenwart Irans, Kaukasiens, Zentralasiens und des Osmanischen Reichs. Neben Beiträgen zur Geschichte des Vorderen Orients setzt er sich in zahlreichen Artikeln mit der politischen und religiösen Situation des Vorderen Orients und der Türkei sowie Kaukasiens auseinander.

 

 

 

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Veranstalter

Institut für Orientalistik


Kontakt

Ayse Dilsiz Hartmuth
Institut für Orientalistik
43-1-4277-43451
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