Donnerstag, 28. Juni 2018, 18:30 - 21:00 iCal

Deutsch und Undeutsch. Eine Queer of Color Analyse

Rassismusamnesie als Strategie der Normalisierung

Prof. Fatima El-Tayeb

Semperdepot, Atelierhaus der Akademie der Bildenden Künste, 1. Stock
Lehargasse 6, 1060 Wien

Vortrag


Dieser Vortrag nähert sich aktuellen Konflikten um deutsche Identität durch ihre historische Kontextualisierung bzw. deren Lücken: Abwesend in der Neuformulierung europäischer Geschichte und Gegenwart nach der deutschen Vereinigung, die postfaschistische und postsozialistische Narrative als westliche, kapitalistische Erfolgsgeschichte miteinander verband, war ein dritter Faktor, der ebenfalls dringend einer Neubewertung bedurft hätte: Europas koloniale Vergangenheit, manifest in einer stetig wachsenden postkolonialen Bevölkerung, die doch “uneuropäisch” bleibt, und in den vergeblichen Versuchen, ein für allemal Europas geographische, politische und identitäre Grenzen zu definieren (und dann abzuschotten). In diesem Prozess spielen Religion und „Rasse“ eine zentrale Rolle, die im dominanten Diskurs jedoch unbenennbar bleibt. Ich benutze queer of color critique als Strategie der Sichtbarmachung, um zu einem alternativen Modell deutscher und europäischer Identität zu gelangen, dass nicht über Ausschluss und Abgrenzung funktioniert, sondern aus der Perspektive der Ausgeschlossenen und Ausgegrenzten ein kritisches Erinnern praktiziert, dass neue Zukunftsmöglichkeiten öffnet.

 

Prof. Fatima El-Tayeb ist Schwarze deutsche Historikerin und Professorin für Afrodiasporische Literatur und Kultur an der UC San Diego. 2001 erschien ihr erstes Buch: Schwarze Deutsche. Der Diskurs um ›Rasse‹ und nationale Identität 1890–1933 (Campus). Weitere Buchveröffentlichungen: European Others. Queering Ethnicity in Postnational Europe, University of Minnesota Press 2011 (deutsch als Anders Europäisch. Rassismus, Identität und Widerstand im vereinten Europa, Unrast 2015) und Undeutsch. die Konstruktion des Anderen in der postmigrantischen Gesellschaft, Transcript 2016.

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Veranstalter

Referat Genderforschung der Universität Wien


Kontakt

Sushila Mesquita
Referat Genderforschung
4277-18455
sushila.mesquita@univie.ac.at