Dienstag, 25. Oktober 2016, 16:45 - 18:45 iCal

ipw lecture mit Edma Ajanovic und Stefanie Mayer

Gender als rechter Kampfbegriff. Akteur_innen und Argumentationsmuster im Anti-Gender Diskurs in Österreich

Hörsaal 3 IPW (D212), NIG, 2. Stock
Universitätsstraße 7, 1010 Wien

Lecture


In den letzten Jahren haben ‚anti-genderistische‘ Mobilisierungen – etwa Manif pour tous in Frankreich oder die europaweiten Kampagnen gegen Berichte zu sexuellen Rechten im EU-Parlament – für Aufsehen gesorgt. In der Interpretation der beteiligten Akteur_innen steht ‚Gender‘ für eine totalitäre Ideologie. Denn sie ziele auf die Schaffung eines neuen (geschlechtslosen) Menschen ab und stelle damit die Institution der (heterosexuellen) Familie und in weiterer Folge die europäischen Gesellschaften insgesamt in Frage. Der Gender-Begriff bildet darin einen diskursiven Knotenpunkt, in dem sich Fragen der Gleichberechtigung von LGBTIQ, der Emanzipation von Frauen, Gender Mainstreaming, Gleichstellungspolitik und universitäre Gender Studies mit Sexualerziehung und/oder geschlechtssensibler Pädagogik an Schulen und Kindergärten verschränken. Der Begriff ‚Gender-Ideologie‘ fungiert als ‚leerer Signifikant‘ (Laclau/Mouffe), der die Bildung von Äquivalenzketten erlaubt, d.h. unterschiedliche politische Anliegen zu einem (scheinbar) kohärenten Narrativ verkettet. Der populistische Charakter dieses Diskurses zeigt sich in der Konstruktion eines doppelten Antagonismus, der sich gegen ‚Eliten‘ und gegen ‚Andere‘ richtet, die als Gegensatz zum ‚Volk‘, zu ‚normalen Männern und Frauen‘ und ‚gesunden Familien‘ konstruiert werden. Nicht zuletzt ermöglicht die Kreation von Feindbildern die Bildung von Koalitionen quer durch das ideologische Spektrum der politischen und religiöse Rechten. In unserem Vortrag stellen wir Ergebnisse einer Kritischen Frameanalyse (CFA) des Diskurses der ‚Gender-Ideologie‘ in Österreich vor, zeigen welche dominanten Argumentationsmuster diesen Diskurs strukturieren und wie er sich mit breiteren rechtspopulistischen und rechtsextremen Bedrohungsszenarien verschränkt.

 

Stefanie Mayer beendete im Februar 2016 das Doktoratsstudium der Politikwissenschaft. Sie forscht v.a. zu feministischen Theorien und Politiken sowie zu Rassismus, Rechtsextremismus und Rechtspopulismus.

 

Edma Ajanovic hat ihr Doktorstudium der Politikwissenschaft im Juni 2016 abgeschlossen. Ihre Forschungsthemen sind u.a. Rassismus und Rechtspopulismus sowie Migration.

 


Veranstalter

Institut für Politikwissenschaft


Kontakt

Miriam Haselbacher
Institut für Politikwissenschaft
+43 1 4277-49446
miriam.haselbacher@univie.ac.at