Dienstag, 25. März 2014, 18:00 - 20:00 iCal
Die Abgrenzung von Menschen in Familienbildungsprozessen
Feministischer (deleuzianischer) Materialismus als Analysemethode von sozialer Ungleichheit.
Cornelia Schadler
Hörsaal B, Campus der Universität Wien, Hof 2
Spitalgasse 2-4, 1090 Wien
Vortrag
Die Menschen im Alltag erscheinen uns kategorisiert als Frau oder Mann, als alt oder jung, als Mutter, Vater oder Kind, als Arbeiter*in oder als Auszubildende, als Obdachlose oder WG-Bewohner*in. Wir leben in einer Welt, in der zähe Grenzen zwischen verschiedenen Figurationen von Menschen, die oft hierarchisch organisierte sind, existieren. Diese Unterschiede werden in der Wissenschaft gelegentlich durch biologische/materielle oder kulturelle/diskursive Ausdifferenzierungsprozesse erklärt. Gegenwärtige neomaterialistische (z.B. Haraway. Barad) und deleuzianisch materialistische Theorien (z.B. Braidotti, Stengers) lehnen es ab, dass eine Herstellung von Unterschieden zwischen Lebewesen rein von biologischen oder kulturellen Prozessen verursacht ist. Sie konzipieren Menschen als innerhalb von Aktivitätsprozessen verdichtete und abgegrenzte Entitäten. Subjekte sind somit als nomadisch (Braidotti) und gemeinsam werdend (becoming with) mit transversal verbundenen Co-Entitäten (Haraway) definiert.
Um die Figuration von menschlichen Entitäten empirisch nachzuzeichnen braucht es aus meiner Sicht eine neomaterialistische Ethnographie, die eine fortwährende Erzählung der Abgrenzungsleistungen bietet. Ziel dieses Vortrags ist es, die Differenzierung der Menschen aus der Sicht von feministischen deleuzianischen Materialismen zu erklären und diese als eine Analysemethode von sozialer Ungleichheit vorzuschlagen. Mit empirischen Beispielen zu Familienbildungsprozessen soll die Formung von spezifischen Menschen in hierarchischen Konstellationen und die Abgrenzung der Menschen von anderen Lebewesen beschrieben werden. Die konzeptuellen Konsequenzen für dominante gesellschaftliche Unterscheidungen, wie etwa die Kategorie Geschlecht oder die Trennung von biologischer und sozialer Elternschaft, sollen ebenfalls besprochen werden.
Dr.in Cornelia Schadler ist gegenwärtig Erwin-Schrödinger-Stipendiatin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie war DOC-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am Institut für Soziologie der Universität Wien und Visiting Researcher an der Temple University in Philadelphia, am Centre for the Humanities in Utrecht und an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
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Veranstalter
Referat Genderforschung der Universität Wien
Kontakt
Grit Höppner
Professur Gender Studies, Universität Wien
+43-1-4277-495-91
grit.hoeppner@univie.ac.at
Erstellt am Mittwoch, 05. März 2014, 10:47
Letzte Änderung am Mittwoch, 05. März 2014, 11:28