Samstag, 15. März 2014, 09:00 - 13:00 iCal

Karl Bühlers 'Krise der Psychologie' (1927)

Positionen, Bezüge und Kontroversen im Wien der 1920er/30er Jahre

Aula am Campus der Universität Wien
Spitalgasse 2-4 / Hof 1.11, 1090 Wien

Tagung, Konferenz, Kongress, Symposium


Weitere Termine

Freitag, 14. März 2014, 09:00 - 18:00

Karl Bühler wird im September 1922 als Ordinarius für Philosophie, Psychologie und Pädagogik an die Philosophische Fakultät der Universität Wien berufen. Hier veröffentlicht er 1927 eines seiner Hauptwerke, die Krise der Psychologie, in der er eine Situationsanalyse der sich seit Ende des 19. Jahrhunderts als eigenständige Disziplin konstituierenden Psychologie vornimmt. Bühler spricht von einer „Aufbaukrise“ und sucht jeder der existierenden Denkrichtungen „diesseits und jenseits des Atlantischen Ozeans“, einen Platz im „umfassenden Gemeinschaftswerke“ zuzuschreiben. Es geht ihm bei der geplanten Kritik gerade nicht um Ab- und Ausgrenzung sondern um eine produktive Auseinandersetzung mit den verschiedenen neuen Ansätzen, die vom Behaviorismus über die geisteswissenschaftliche Psychologie, die Gestaltpsychologen, aber auch Freud, L. Morgan und die Brentano-Schüler reichen.

 

Diese Krisenanalyse Bühlers soll im Mittelpunkt des Workshops stehen und besonders in Bezug auf den Wiener Kontext neu beleuchtet und diskutiert werden. Dabei geht es auch und besonders um die Beziehungen zum Wiener Kreis. Karl Bühler und Moritz Schlick arbeiteten in vielen Dissertationskommissionen zusammen und es kann von einem regen Gedankenaustausch zwischen beiden ausgegangen werden. 1928 verteidigt Karl Popper vor Bühler als Erstgutachter und Schlick als Zweitgutachter seine Dissertation, in der er die erkenntnistheoretische Position Schlicks mit dem Ansatz der Würzburger Denkpsychologie konfrontiert.

 

Eine andere Beziehung zum Wiener Kreis lässt sich über Rudolf Carnap herstellen. Es stellt sich die Frage, ob der 1932 von Carnap veröffentlichte Text „Psychologie in physikalischer Sprache“ nicht auf die von Bühler in der Krise der Psychologie sowohl mit dem Behaviorismus wie auch mit der Berliner Gestaltpsychologie unter dem Titel „Physikalismus in der Psychologie“ geführte Kontroverse hinweist. Außerdem bilden die Bühler Mitarbeiter Else Frenkel und Egon Brunswik aber auch Paul Lazarsfeld so etwas wie eine Verbindungsbrücke zwischen Psychologie und Logischen Empirismus.

 

Weitere wichtige Bezüge und Positionierungen Bühlers in der Krise der Psychologie betreffen die Psychoanalyse, aber auch die Verhaltensbiologie und die sich auf Dilthey beziehende geisteswissenschaftliche Psychologie, die im zweiten Themenbereich des Workshops diskutiert werden. In einem abschliessenden Schritt wird sich einem aus der Krisenanalyse ergebenden Projekt zugewandt, mit dem Bühler auf diese zu antworten gedachte. Es handelt sich um die von ihm konzipierte Sprachtheorie, in der nicht-sprachliche Darstellungsgeräte wie auch der Medienbegriff eine wichtige Rolle spielen. Mit der Diskussion von Bühlers Krise der Psychologie im Wiener Kontext wird es möglich, bisher kaum untersuchte Beziehungen zu beleuchten, auf seit langem existierende Fragen eine Antwort zu versuchen und auf diese Weise vorhandene Forschungslücken zu schliessen.

Zur Webseite der Veranstaltung


Veranstalter

Institut Wiener Kreis


Kontakt

Sabine Koch
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Institut Wiener Kreis
+43 1 4277-41229
sabine.koch@univie.ac.at