Donnerstag, 24. Oktober 2024, 11:30 - 13:00 iCal

INTERAKTIONEN - Georg Spitaler

Hilde Krones und die Generation der Vollendung. Eine forschende Séance

Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte
Spitalgasse 2-4/Hof 1, Tür 1.13, 1090 Wien

Vortrag


Die Revolutionäre Sozialistin Hilde Krones (1910–1948) wurde als Jugendliche durch das Rote Wien der Jahre 1919–1934 geprägt. Ab 1934 war sie im Widerstand gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus aktiv. Krones war Teil jener Generation, die Otto Bauer, der theoretische Kopf der österreichischen Sozialdemo¬kratie, als „Generation der Vollendung“ bezeichnet hatte, also jener Gruppe junger Parteiangehöriger, die zu ihren Lebzeiten das Ende des Kapitalismus erleben würde.

Dieses in die Zukunft gerichtete Versprechen trug Hilde Krones durch die Zeiten des Terrors und der Ver-folgung. Nach Kriegsende 1945 wird sie Nationalratsabgeordnete und Mitglied des SPÖ-Parteivorstands. Drei Jahre nach der Befreiung vom NS-Regime, im Alter von 38 Jahren, setzt sie ihrem Leben ein Ende.

Ihr im Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung liegender Nachlass offenbart, wie sehr ihre Päda-gogik der Gefühle neben einem starken Hoffnungsbegriff mit Emotionen wie Angst, Schmerz und Enttäu-schung verbunden war. Krones‘ Verständnis von „Vollendung“ umfasste dabei nicht nur die große Politik, sondern beinhaltete auch den Anspruch auf gleichberechtigte Liebe.

In seinem jüngst erschienenen Buch erzählt Georg Spitaler die Geschichte von Hilde Krones als Biografie in politischen Begriffen und Gefühlen, als forschende Séance, die sich auf die Suche nach den spukenden Hoff¬nungen und „lost futures“ emanzipativer Politik begibt, die in den Trümmern des 20. Jahrhunderts begraben sind.

Der Vortrag gibt Einblicke in theoretische und methodische Konzepte dieses Zugangs.

 

Georg Spitaler ist Politologe und Historiker, er forscht am Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA) und lehrt an der Universität Wien. Zahlreiche Publikationen zu den Themenschwerpunkten Arbeiter:innengeschichte, Politische Theorie und Cultural Studies sowie zu Fragen des Politischen im Sport. U.a. Mitherausgeber "Das Rote Wien. Schlüsseltexte der Zweiten Wiener Moderne 1919–1934" (2020, mit Rob McFarland und Ingo Zechner).

 

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Veranstalter

INTERAKTIONEN - Institut für Zeitgeschichte


Kontakt

Marianne Ertl
Institut für Zeitgeschichte
4277-41202
marianne.ertl@univie.ac.at