Donnerstag, 28. Juli 2022, 13:00 - 19:00 iCal

Globale Religionsgeschichte

Perspektiven für den Religionsvergleich

Sitzungssaal des Dekanats der Katholisch-Theologischen Fakultät
Universitätsring 1, 1010 Wien

Seminar, Workshop, Kurs


Weitere Termine

Freitag, 29. Juli 2022, 10:00 - 18:30

Im Zentrum des Workshops steht die Behauptung, dass vergleichend-systematische Ansätze ein integraler Bestandteil der Religionswissenschaft sein müssen. Dies hat zum einen historische Gründe, die auf die unmittelbarste Entstehung unserer Disziplin aus comparative religion seit dem frühen 19. Jahrhundert zurückgeführt werden können: Unser Fach war von Beginn an Teil global verflochtener Aushandlungsprozesse von „Religion“. Zum anderen wird der Religionsvergleich im Rahmen unseres Gesprächsangebots als ein Alleinstellungsmerkmal der Religionswissenschaft gegenüber anderen Fächern verstanden, dessen Aufgabe einer intellektuellen Kapitulation und existentiellen Gefährdung zumindest nahekommen würde.

Es ist längst zum Allgemeinplatz geworden, dass sich der Religionsvergleich in der Krise befindet. In gegenwärtigen Debatten werden häufig ähnliche Ursachen identifiziert: Auch wenn „Religion“ als Vergleichsgegenstand schon vor dem Aufkommen postkolonialer Kritik auf unterschiedlichste Weise infrage gestellt wurde, hat letztere einige der pointiertesten und solidesten Herausforderungen für den Religionsvergleich unter Schlagwörtern wie Eurozentrismus, Orientalismus und Kolonialismus artikuliert. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Religionsvergleich, und insbesondere sein tertium comparationis, so weitgehend hinterfragt, dass er bis heute nahezu aufgegeben wurde.

Spätestens bei genauerem Hinsehen erscheinen Lösungswese rasch vertrackt und lassen sich schwerlich durch die Zurückweisung diverser post-Entwicklungen konstruktiv beschreiten. Sowieso würden die wenigsten Forschenden die Wichtigkeit postkolonialer und anderer kritischer Einsichten bestreiten. In den vergangenen Jahren wurden daher verschiedene Lösungen fruchtbar diskutiert. Auch wenn dabei nicht von Einigkeit die Rede sein kann, zeichnen sich doch einige gemeinsame Nenner ab: Bei aller Anerkennung kolonialer Gewaltakte, physisch wie epistemisch, scheinen manche Behauptungen kultureller Inkommensurabilität und einseitiger Aneignungs-, Erfindungs- und Projektionsvorgänge eben jene eurozentrischen Sichtweisen zu reproduzieren, die eigentlich überwunden werden sollen. Die konsequente Berücksichtigung der Handlungsfähigkeit „nicht-westlicher“ Menschen impliziert dabei nicht zuletzt auch eine Berücksichtigung lokaler diachroner Entwicklungen über die Zeit des europäischen Kolonialismus hinaus.

Trotz einigem fundamentalen Konsens sprechen wir aber häufig nur augenscheinlich eine gemeinsame Sprache, um unser religionswissenschaftliches Repertoire diesbezüglich zu schärfen. Der Workshop soll dem Austausch darüber dienen, wie wir den Religionsvergleich zwischen Überholtem und Kritik raffinieren und praktizieren können, nicht mit dem Ziel einer methodisch-theoretischen Homogenität, sondern einer Diskussion von Lösungsansätzen und Klärung unterschiedlicher Positionen. Ein Gesprächsangebot hierzu ist der Ansatz der globalen Religionsgeschichte. Dieser soll hier als Denkanstoß für ein Forum zur Verständigung über den Nutzen globalgeschichtlicher Ansätze für die Religionswissenschaft und den Religionsvergleich im Besonderen verstanden werden.

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Veranstalter

PD Dr. Julian Strube, Institut für Religionswissenschaft


Um Anmeldung wird gebeten


Kontakt

Julian Strube
Universität Wien
Institut für Religionswissenschaft
+43-1-4277-31601
julian.strube@univie.ac.at