Dienstag, 10. Mai 2022, 18:30 - 20:00 iCal

WSG: Eva Wittenberg (CEU)

“A Drumm Dodu und a weng a Demmala: Bedeutungsspezifische Konstruktionen zur Augmentation und Diminutivierung im Ostfränkischen”

 

Vortrag von Prof. Eva Wittenberg (Central European University, Wien, Dept. of Cognitive Science) im Rahmen der Vortragsreihe der Wiener Sprachgesellschaft.

 

Ort: Hörsaal 1, Sensengasse 3a (1. OG)

Hörsaal 1 (1. OG)
Sensengasse 3a, 1090 Wien

Vortrag


Abstract: Ob in Edinburgh oder Erbil, Erlangen oder Eisenstadt — Sprecher verschiedener Sprachen und Dialekte nehmen die Welt ähnlich war, aber ihre linguistischen Ausdrucksmittel unterscheiden sich in Vielfalt und Struktur und darin, wie sie Konzepte sprachlich abbilden. Um zum Beispiel auszudrücken, wie groß mein Schnitzel sein soll, kann ich im Deutschen auf Adjektive (groß, klein), Relativsätze (ein Schnitzel, das groß ist), komplexe Nomen (ein Riesenschnitzel bzw. ein Minischnitzel), und viele andere grammatisch-lexikalische Formen zurückgreifen. Doch was wissen wir darüber, welche konzeptuellen Strukturen hinter diesen Formen verborgen sind? Kann ich mich darauf verlassen, dass die gewählte grammatische Form ein Schnitzel in gewünschter Größe hervorbringt?

In diesem Vortrag gehe ich dieser Frage an Hand von bedeutungsspezifischen Konstruktionen zur Diminutivierung und Augmentation im Ostfränkischen nach. Ich diskutiere die grammatische Analyse von lexikalischen und morphologischen Diminutiven (a weng a und -la) und zeige, inwiefern sich deren Verwendung im Sprachverstehen auf Größen (z.B. in Schnitzeln) und Intensitäten (in Schimpfwörtern) niederschlägt (Wittenberg & Trotzke, 2021). Dann wende ich mich der anderen Seite der Medaille zu und folge lexikographischen Spuren zu Nomen-Nomen-Verbindungen, die anscheinend die Funktion von Augmentativa übernehmen, und zeige experimentell, ob sie auch als solche wahrgenommen werden (Wittenberg, König & Habermann, unter Begutachtung). Das Resultat dieser Studien ist ein Ansatz, der dialektologisch-lexikographische Daten und kognitive Fragestellungen konstruktiv und linguistisch fundiert miteinander verbindet und damit die Grundlage schafft, menschliches Sprachverstehen aus variationslinguistischer Perspektive zu begreifen.


Veranstalter

Wiener Sprachgesellschaft


Kontakt

Laura Grestenberger
Universität Wien
Institut für Sprachwissenschaft
+431515816505
laura.grestenberger@univie.ac.at