Dienstag, 19. Januar 2021, 17:00 - 19:00 iCal
Betriebe ohne Azubis-Jugendliche ohne Ausbildung?
Warum Berufe (nicht) gewählt werden
Stephanie Oeynhausen (geb. Matthes) & Mona Granato
Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn
Vortrag
In Deutschland existieren alleine im Bereich der nichtakademischen Berufsausbildung über 320 anerkannte „duale“ Ausbildungsberufe (nach BBIG/HwO) sowie eine Vielzahl schulischer Berufsausbil-dungsgänge. Dennoch konzentrieren sich die Ausbildungswünsche junger Menschen auf relativ wenige Berufe. Eine Folge dieser Fokussierung ist, dass auf der einen Seite Probleme zunehmen, Ausbil-dungsplätze in offensichtlich weniger beliebten Berufen zu besetzen. Auf der anderen Seite führt die Konkurrenz um Stellen in vermeintlich attraktiveren Berufen auch dazu, dass viele Jugendliche bei ihrer Ausbildungsplatzsuche erfolglos bleiben. Es stellt sich daher die Frage: Warum ist das berufliche Aspirationsfeld junger Menschen so eingeschränkt? Und warum ist es oftmals so schwer, sie von Alternativen zu überzeugen? Der Vortrag vollzieht daher einen Perspektivwechsel und wirft die Frage auf, ob die Nichtwahl von Berufen womöglich einer anderen Logik folgt als die Wahl von Berufen. Hierfür wird ein Modell zur Nichtwahl von Berufen vorgestellt, das zwischen „Attraktionsfaktoren“ und „Aversionsfaktoren“ unterscheidet.
Auf der Grundlage einer empirischen Untersuchung am Bundesinstitut für Berufsbildung, die im Rahmen des BIBB-Forschungsprojekts „Bildungsorientierungen“ (https://www.bibb.de/de/8475.php) bei Schüler*innen allgemeinbildender Schulen durchgeführt wurde, wird das theoretische Modell einer ersten empirischen Prüfung unterzogen. Im Fokus der Analysen steht dabei ein Faktor, der bislang in Berufsorientierungsangeboten noch wenig Berücksichtigung findet: Das Bedürfnis von Menschen nach sozialer Anerkennung. Als besonders relevanter Faktor für den Ausschluss eines Berufs aus dem Feld möglicher Berufsoptionen („Aversionsfaktor“) erweist sich in der Studie die Erwartung einer mangelnden sozialen Passung: Wenn Jugendliche ver-muten, in ihrem sozialen Umfeld, in der Familie oder im Freundeskreis mit einem bestimmten Beruf nicht gut anzukommen, beziehen sie diesen Beruf nicht mehr in ihre Berufswahl ein – auch dann, wenn die Tätigkeiten des Berufes mit ihren eigenen beruflichen Interessen übereinstimmen (Matthes 2019).
Matthes, Stephanie 2019. Warum werden Berufe nicht gewählt? Die Relevanz von Attraktions- und Aversionsfaktoren in der Berufsfindung. Leverkusen: Barbara Budrich. www.bibb.de/de/pressemitteilung_94366.php
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Veranstalter
Kontakt
Irene Rieder
Institut für Soziologie, Universität Wien
+43 (0)1 4277 49250
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Erstellt am Montag, 18. Januar 2021, 10:41
Letzte Änderung am Sonntag, 07. Februar 2021, 20:02