Donnerstag, 05. Dezember 2019, 18:30 - 20:00 iCal

Anmerkungen zu den österr.-jap. Filmbeziehungen

Roland Domenig

(Meiji Gakuin Univ., Tokyo / Univ. Wien)

Institut für Ostasienwissenschaften - Japanologie, Seminarraum Jap 1
Spitalgasse 2, UniversitätsCampus Hof 2, Eingang 2.4, 1090 Wien

Vortrag


Die Geschichte der österreichisch-japanischen Filmbeziehungen geht bis zu den Anfängen des Kinos zurück, als japanische Aufnahmen vom russ.-jap. Krieg in den frühen Kinematographiebuden im Prater gezeigt wurden. Nach dem 1. Weltkrieg diente Japan als exotischer Hintergrund für eine Reihe von Filmen, die dem Verlangen des Publikums nach Realitätsflucht und Eskapismus Rechnung trugen. Ein Beispiel dafür ist Friz Langs Harakiri (1919), einer Variation des Madame Butterfly-Stoffes, der weniger durch sein Sujet als vielmehr durch seine Ausstattung bestach.

 

Neben den Filmen der nach Hollywood emigrierten österreichischen Regisseuren wie Lang, Ernst Lubitsch oder Billy Wilder, übten auch die Filme des in Wien verbliebenen Willy Forst einen starken Einfluss auf Regisseure wie Ozu Yasujirô oder Mizoguchi Kenji aus. Auf der anderen Seite stieg die aus Japan stammende Michiko Tanaka-Meinl von Wien ausgehend mit Filmen wie Letzte Liebe (1935) und Yoshiwara (1937) zum internationalen und skandalumwitterten Filmstar auf.

 

Nach dem Krieg bemühte sich Japan um internationale Kooperationen und lud ausländische Regisseure und Schauspieler ein, Filme in Japan zu drehen. Joseph von Sternberg realisierte mit dem von ihm selbst hoch eingeschätzten, von Publikum und Kritik aber verkannten Die Sage von Anatahan (1953) eine seiner letzten Regiearbeiten, und Toni Sailer löste während seines mehrmonatigen Japanaufenthaltes, um Der König der Silbernen Berge (1960) zu drehen, einen beispiellosen Medienrummel und Sailer-Boom aus. Der Vortrag bietet einen Streifzug durch die Geschichte der österreichisch-japanischen Filmbeziehungen und zeigt einige z.T. seltene Filmbeispiele.

 

Roland Domenig ist seit 2013 Ass. Prof. für japanische Filmgeschichte an der Meiji Gakuin Universität in Tokyo. Davor war er Univ.Ass. am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Vor- und Frühgeschichte des japanischen Films, unabhängiges Kino, Kinoräume und Kinokultur in Japan. Er ist auch als Filmkurator und Untertitelübersetzer international tätig.

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Veranstalter

Institut für Ostasienwissenschaften/Japanologie und AAJ (Akademischer Arbeitskreis Japan)


Kontakt

AAJ
Institut für Ostasienwissenschaften - Japanologie
4277-43801
aaj.ostasien@univie.ac.at