Montag, 13. Mai 2019, 18:30 - 20:30 iCal

Jeroen Dewulf (UC Berkeley)

„Die holländische Perspektive auf die deutsche Besatzung im Spiegel klandestiner Literatur“

Seminarraum 2, Institut für Zeitgeschichte
Spitalgasse 2-4/Hof 1, Tür 1.13, 1090 Wien

Vortrag


Vortrag und Diskussion mit Jeroen Dewulf (UC Berkeley)

 

„Die holländische Perspektive auf die deutsche Besatzung im Spiegel klandestiner Literatur“

 

Begrüßung: Prof. DDr. Oliver Rathkolb

Kommentar: PD Dr. Johannes Koll

 

Vortrag und Kommentar sind in deutscher Sprache.

 

Im Mai 1940 marschierte die deutsche Wehrmacht in den Niederlanden ein und hielt das Land fünf Jahre, bis zum Mai 1945, besetzt. An der Spitze der Okkupationsbehörden stand mit Reichskommissar Arthur Seyß-Inquart ein österreichischer Nationalsozialist. Der Vortrag untersucht die Wahrnehmung dieses Besatzungsregimes durch die betroffene Zivilbevölkerung. Als Quellenkorpus dient dabei eine beispiellos reichhaltige Untergrundliteratur, deren enormer Verbreitungsgrad zahlreiche Fragen aufwirft: Welche Risiken waren mit dem Schreiben, Verbreiten oder Kaufen illegaler Schriften verbunden? Womit befassten sie sich inhaltlich? Und weshalb waren sie gerade in den Niederlanden so populär, obwohl es sich um ein Phänomen handelte, das aus allen besetzten Staaten bekannt ist? In all ihrer Komplexität und Verzweigtheit stellt die illegale Literatur ein einzigartiges Prisma für die Betrachtung der niederländischen Gesellschaft unter deutscher Besatzung dar. Zugleich ermöglicht sie ein tieferes Verständnis von Nachkriegsdebatten über Kollaboration, Anpassung und Selbstviktimisierung.

 

Professor Dr. Jeroen Dewulf ist Direktor des Institute of European Studies, University of California, Berkeley. Sein breit gestecktes Forschungsfeld umfasst Exilerfahrungen ebenso wie holländische und portugiesische (post)koloniale Literatur oder den transatlantischen Sklavenhandel. Für seine reichhaltige Forschungsarbeit erhielt Dewulf zahlreiche Preise, so etwa den Hendricks Award in Netherland Studies (2014), den Louisiana History President’s Memorial Award (2015) sowie den Clague and Carol van Slyke Article Price (2015 und 2016). Der Vortrag basiert auf Forschungen für das Buch „Spirit of Resistance. Dutch Clandestine Literature during the Nazi Occupation“, Rochester-Suffolk 2010.

 

Privatdozent Dr. Johannes Koll ist Senior Scientist am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Leiter des Universitätsarchivs der Wirtschaftsuniversität Wien. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt die niederländische Geschichte, in seiner vielbeachteten, 2015 vorgelegten Habilitationsschrift befasste sich Koll mit Arthur Seyß-Inquart und der deutschen Besatzungspolitik in den Niederlanden 1940-1945.

 

Bild: Holländische Kinder, die die Ferien in der „Ostmark“ verbringen werden, winken aus den Zugfenstern. NS-Propagandaaufnahme, Rotterdam, Juli 1940.

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Veranstalter

Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien


Kontakt

Marianne Ertl
Institut für Zeitgeschichte
4277-41202
marianne.ertl@univie.ac.at