Mittwoch, 27. Februar 2019, 18:00 - 21:00 iCal

Kunst - Sprache - Geschichte

Hannes Priesch im Dialog mit Johanna Schwanberg und Rainer Fuchs. Zur Ausstellung "1000-jährige Bibliothek - die Sprache prüfen"

Fachbereichsbibliothek Soziologie und Politikwissenschaft
Rooseveltplatz 2 /Erdgeschoß, 1090 Wien

Kultur


Hannes Priesch im Dialog mit Johanna Schwanberg, der Leiterin des Dommuseum Wien und Rainer Fuchs, dem Chefkurator und stellvertretenden Direktor des mumok: Schwanberg (Text-Bild-Beziehungen) und Fuchs (Apologie und Diffamierung des "Österreichischen Expressionismus") fokussieren zum Abschluss der Ausstellung auf die künstlerischen Aspekte der "1000-jährigen Bibliothek".

 

Johanna Schwanberg ist Direktorin des Dom Museum Wien.

Die Kunst- und Literaturwissenschaftlerin promovierte 2001 über die „Bild-Dichtungen von Günter Brus“ (2003 veröffentlicht im Springer Verlag). Seit 2011 lehrt sie an der Universität für angewandte Kunst an der Abteilung „Kunstgeschichte“, 2005-2013 war sie Dozentin im Fachbereich Kunstwissenschaft am Institut für Kunstwissenschaft und Philosophie der Katholisch-Theologischen Universität Linz.

Schwanbergs Forschungsschwerpunkte sind die Beziehung zwischen Wort und Bild, die österreichische Avantgarde, Aktionskunst, sowie die Relation zwischen Kunst und Wissenschaft.

 

Rainer Fuchs ist stellvertretender Direktor und Chefkurator am Museum Moderner Kunst Wien.

Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie in Graz und Wien. Ausstellungen u.a.: Exhibition 1994; Self Construction 1996; Felix Gonzalez-Torres 1998; Lois Weinberger 1999; John Baldessari 2005; Dan Flavin 2012; Raum und Wirklichkeit 2014; Naturgeschichten 2017.

Publikationen zur Moderne und Gegenwartskunst. Arbeitsschwerpunkte: Begriffs- und Rezeptionsgeschichte des Expressionismus und der klassischen Moderne, sprachanalytische und konzeptuelle Kunstrichtungen seit den 1960er Jahren.

 

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Finissage zur Ausstellung HANNES PRIESCH "1000-jährige Bibliothek - die Sprache prüfen":

Der Gebrauch der Sprache und ihre Struktur sind wesentlich verantwortlich für gesellschaftliche und politische Weichenstellungen. Die schockierende Weichenstellung 1938, der wir aktuell gedenken, zeigt die Notwendigkeit der Analyse von Sprache auf. Die gegenwärtige Welle von Hass-Sprache – im Netz sowie im Realraum – erfordert Diagnose und Reflexion. Die Wurzeln von Hass-Sprache finden sich auch in unserer alltäglichen Sprache.

Wie zu diesen Wurzeln vorstoßen? Die Ausstellung und Veranstaltungsreihe "1000-jährige Bibliothek" widmet sich dieser dringenden Frage und fordert auf zur kritischen Prüfung von Sprache und politischen Prozessen.

 

Hitlers "Mein Kampf" erschien in einer Auflage von 12,4 Millionen Stück in deutscher Sprache. Tabuisierung und Verbot dieser Propagandaschrift nach dem Zweiten Weltkrieg haben nicht den erwünschten Effekt gezeigt, nämlich den Geist in der Flasche sicher zu verwahren und von der Allgemeinheit fernzuhalten. Das Gegenteil ist der Fall. Gerade mit dem Erinnerungsjahr 2018 wurde sichtbar, wie neonationalistische Ausgrenzungsbewegungen, Rassismus und menschenhassende Rhetorik an Massentauglichkeit gewinnen.

Diesen Umstand greift der bildende Künstler Hannes Priesch mit seinem Projekt "1000-jährige Bibliothek auf". Er vervielfältigt Textauszüge aus "Mein Kampf" mittels Handsiebdruck und stellt daraus Buchobjekte her, welche in Form einer Installation präsentiert werden. Diese Bücher können von den Besucher*innen in die Hand genommen und gelesen werden. Der tabuisierte Gegenstand "Mein Kampf" wird in neuer Weise Material zur Untersuchung und Reflexion. Die semiotische Referenzveränderung erleichtert es, die von Hitler verwendete Sprache zu studieren und sensibilisiert zu werden für die Sprache totalitärer Tendenzen und menschenverachtender politischer Strategien. Strategien von damals können mit heutigen verglichen und solche Anteile im eigenen Denken und Handeln aufgespürt und bearbeitet werden.

Die Ausstellung kann bis zum 28. Feburar 2019 in der Fachbereichsbibliothek besichtigt werden.

 

Projektkoordination:

Helga Köcher | Beate Lang | Roman Pfefferle | Birgit Sauer

Ausstattung: Olli Aigner

Zur Webseite der Veranstaltung


Veranstalter

Universitätsbibliothek Wien, Institute für Politikwissenschaft, Staatswissenschaft


Kontakt

Beate Lang
Universitätsbibliothek Wien
Fachbereichsbibliothek Soziologie und Politikwissenschaft
+43-1-4277-16874
beate.lang@univie.ac.at