Dienstag, 27. November 2018, 16:45 - 18:15 iCal

Thomas Bergmann: Musik in der Diagnostik?!

Entwicklung und Validierung der Musikbasierten Skala zur Autismus Diagnostik (MUSAD) für erwachsene Menschen mit Intelligenzminderung

HS G, Fakultät für Psychologie
Liebiggasse 5, 1010 Wien

Vortrag


Jeder fünfte Mensch mit einer Intelligenzminderung (IM) hat eine zusätzliche Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Diese bleibt oft bis ins Erwachsenenalter unerkannt. Da eine ASS bei Menschen mit IM mit erhöhtem und spezifischem Unterstützungsbedarf sowie z.T. massiv herausfordernden Verhaltensweisen assoziiert ist, ist diese Gruppe klinisch relevant. Dem gegenüber gibt es keinen mit dem Kinder- und Jugendbereich vergleichbaren diagnostischen Goldstandard und die diagnostische Abklärung eines Autismusverdachts ist durch Komorbiditäten und oft eingeschränkte Sprache erschwert. Um dem Recht auf diagnostische Abklärung und spezifische Behandlung dieser Menschen gerecht zu werden, wurde aus dem musiktherapeutischen Setting heraus die MUSAD als prinzipiell nonverbales, strukturiertes Verfahren zur diagnostischen Verhaltensbeobachtung entwickelt.

Der Vortrag führt z.T. videogestützt in den autistischen Phänotyp bei erwachsenen Menschen auf niedrigem Funktionsniveau ein. Auf die aktuelle diagnostische Versorgungslage im deutschsprachigen Raum wird eingegangen und ein teambasiertes, multidisziplinäres Procedere propagiert. Die auf musik- und bewegungsbasierte Auslösesituationen für diagnostische Verhaltensbeobachtung basierende Konzeption der MUSAD wird dargestellt und die Kodierung exemplarisch vorgenommen. Psychometrische Eigenschaften des Verfahrens werden erläutert und diskutiert. Ausblickend wird auf eine, auch für den Kinder- und Jugendbereich konzipierte, Screening Version (MUSAD-Short) eingegangen, die insbesondere auch für Psycholog.innen und Pädagog.innen ohne musikalische Vorerfahrung geeignet ist.

 

Dr. phil. Thomas Bergmann, Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, Berlin

 

Diplom-Musiktherapeut, Lehrtherapeut (DMtG), PhD in Psychologie. Therapeutische Leitung des Berliner Behandlungszentrums für Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung, Musiktherapeut in Klinik und eigener Praxis, Supervision und Lehre (Universität der Künste, Berlin; Medical School Berlin).

Engagement Klinik, Versorgungsforschung und Lehre zu verbinden (z.B. kooperative Workshops, Betreuung von Masterarbeiten), Forschungsaktivität im Bereich Autismus-Spektrum-Störungen, sozio-emotionaler Entwicklung und Musiktherapie.

Projekte: MUSAD (musikbasierte Autismusdiagnostik), Autismus Kompetenzgruppe (AutKom; erlebnisbasiertes Gruppentraing), Songwriting für Menschen mit Asperger-Syndrom (UdK, Berlin).

Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft Autismus-Spektrum (WGAS), der AWMF Steuerungsgruppe S-3 Leitlinien Autismus-Spektrum-Störungen, des Network of Europeans on Emotional Development (NEED), Mitherausgeber der Musiktherapeutischen Umschau. Zahlreiche internationale Veröffentlichungen, u. a. Autismuskapitel im Oxford Handbook of Music Therapy.

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Veranstalter

Forschungs-, Lehr- und Praxisambulanz (Fakultät für Psychologie)


Kontakt

Martina Gasser
Fakultät für Psychologie
Forschungs-, Lehr- & Praxisambulanz
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