Donnerstag, 03. Mai 2018, 12:00 - 14:00 iCal

INTERAKTIONEN - Katharina Prager

Relationalität und auto/biografische Praxis am Beispiel der Familie Viertel

Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte
Spitalgasse 2-4/Hof 1, Tür 1.13, 1090 Wien

Vortrag


Das reichhaltig dokumentierte „autobiografische Leben“ der Familie Viertel stellt in mehrfacher Hinsicht den „Idealfall“ dar, um auto/biografische Praktiken zu untersuchen und auszuprobieren: Zwar fanden die Schauspielerin und Drehbuchautorin Salomea Sara (Salka) Viertel (1889–1978, geb. Steuermann), ihr Ehemann, der Schriftsteller und Regisseur Berthold Viertel (1885–1953) und ihr mittlerer Sohn, der Autor und Filmschaffende Peter Viertel (1920–2007) nie wirklich Eingang in einen europäischen oder angloamerikanischen Kanon des Theaters, Films oder der Literatur, doch im Gegensatz zu einer überwältigenden Mehrzahl von Personen, die nichts oder kaum etwas hinterließen, blieben sie auch keine „Geschichtslosen“. An der Familie Viertel zeigt sich zudem bespielhaft, dass ein von Migration/en geprägtes Leben zwar verstärkt zur Biografisierung desselben drängte, dass die Materialität dieser Lebensdokumentation im „Exil“ aber schwierig zu erhalten war und dass der Verlust von kulturellen Kontexten auf die Erzählung der eigenen Geschichte auswirkte.

Sowohl zu Salka Viertel wie auch zu Berthold Viertel hat Katharina Prager Biografien (monografisch) geschrieben und ein Rückblick auf diese Projekte bietet sich nicht nur an, um über Relationen zwischen diesen Arbeiten nachzudenken, sondern auch um die Bedeutung von „Relationalität“ im Biografischen (und im Zusammenhang mit Geschlecht, Generation und Migration) zu reflektieren. „Relationalität“ - als Plastikwort oft ähnlich ungreifbar wie „Identität“ - wurde in den letzten Jahren in der Biografietheorie wieder verstärkt aufgegriffen und definiert, sollte aber gerade im zeithistorischen Kontext anders aufgegriffen und weitergedacht werden.

Katharina Prager hat Geschichte sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien studiert. Sie war als wissenschaftliche Mitarbeiterin an verschiedenen außeruniversitären Instituten und Archiven tätig, derzeit am Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Theorie der Biografie und der Wienbibliothek im Rathaus (Karl Kraus-Projekt). Kürzlich erschien ihre zweite Monografie „Berthold Viertel. Eine Biografie der Wiener Moderne“ bei Böhlau. [link: www.boehlau-verlag.com/978-3-205-20503-6.html]

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Veranstalter

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Kontakt

Marianne Ertl
Institut für Zeitgeschichte
4277-41202
marianne.ertl@univie.ac.at