Montag, 20. März 2017, 18:30 - 19:30 iCal

Ein erfolgreicher Erzähler seiner Misserfolge?

Liudprand von Cremona als Gesandter am byzantinischen Kaiserhof

emer. Prof. Dr. Dr. Johannes KODER

Institut für Byzantinistik und Neogräzistik, Hörsaal
Postgasse 7/1/3, 1010 Wien

Vortrag


Liudprand (* bald nach 920, † 971/2?), in Pavia Absolvent der Rhetorikschule und dann Diakon, seit 961/2 Bischof von Cremona, weilte zwei oder drei Mal in Konstantinopel: 949/50 auf Veranlassung von Berengar II. von Ivrea bei Kaiser Konstantinos VII. Porphyrogennetos (Alleinherrscher 949-959),

968 als Gesandter Kaiser Ottos I. bei Kaiser Nikephoros II. Phokas (reg. 963-969)

und (wahrscheinlich)

971/2 als Mitglied einer Gesandtschaft Kaiser Ottos I. bei Kaiser Johannes I. Tzimiskes (reg. 969-976).

Über den ersten Aufenthalt berichtet er kurz, unvollständig und positiv (Antapodosis 6), über den zweiten ausführlich und negativ (Relatio) und über den dritten nicht mehr.

Liudprand erzählt über Byzanz detailfreudig und oft glaubwürdig. Bemerkenswert sind seine guten Kenntnisse des zeitgenössischen Griechisch, die er – ebenso wie seine klassische Bildung – gerne hervorhebt. Unterhaltsam wirken die Anekdoten, die er in seine Erzählung einflicht. Kritisiert wurde in der Forschung vor allem sein persönliches Auftreten, das mit der Würde eines Bischofs und mit dem „Diplomatenstatus“ nicht vereinbar sei, und seine Äußerungen über Frauen, besonders wenn sie Politik betreiben.

Der Vortrag versucht, zwischen pauschalen Qualifizierungen – etwa: er sei „dilettantisch“ gewesen und er habe „eine durchweg gute Figur“ gemacht – Bewertungsansätze zu finden, die den Bedingungen seiner Zeit gemäß sind.


Veranstalter

Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien, Österreichische Byzantinische Gesellschaft


Kontakt

Petra Greger
Institut für Byzantinistik und Neogräzistik
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
4277 41001
petra.greger@univie.ac.at