Dienstag, 13. Dezember 2016, 18:30 - 20:00 iCal

Ringvorlesung: "Gleichheit_en"

Christine M. Klapeer (Bayreuth): Die Tribade und der Leviathan, oder: wie geht ‚richtiger‘ Staatsbürger*sex? Queere und postkoloniale Betrachtungen

Hörsaal B am Campus der Universität Wien
Spitalgasse 2-4 /Hof 2.8, 1090 Wien

Vortrag


Auch wenn ‚moderner‘ Staatsbürger*schaftskonzeptionen auf den ersten Blick wenig mit Sexualität oder Intimität zu tun haben, so erscheinen sie bei einer näheren Betrachtung als höchst sexualisierte Narrationen. Mehr noch, sie enthalten gleichsam ‚Anleitungen‘, wie, wozu, mit wem und auf welche Weise ‚richtige‘ oder ‚gute‘ Staatsbürger* Sex haben soll(t)en. Anhand prägender politischer Theoretiker der Neuzeit, wie u.a. Thomas Hobbes, Jean Jacques Rousseau und Immanuel Kant, wird in dem Vortrag den sexuellen Grammatiken von Staatsbürger*schaftskonzeptionen sowie ihren je spezifischen rassialisierten, klassisierten und vergeschlechtlichten Implikationen nachgespürt. Vor dem Hintergrund queerer und postkolonialer Ansätze wird diskutiert, welche Bedeutung (Hetero-)Sex/ualität und heteronormative Beziehungskonstellationen für Konstruktionen von staatsbürgerlicher Gleichheit einnehmen und wer als das jeweilige ‚verworfene Andere‘, als das ‚Abjekt‘, als konstitutive Abgrenzungsfolie des ‚guten‘ Staatsbürgers entworfen wurde: Wem wird aufgrund seiner* (ihrer?) (ungezügelten) sexuellen Leidenschaften und Praktiken (bis heute) der Status eines* Staatsbürger* abgesprochen? Der Vortrag endet daher auch mit der Frage, welche Relevanz diesen Narrationen in aktuellen (transnationalen) feministischen und queeren Kämpfen um (sexuelle) Bürgerrechte, Anerkennung und Nicht-Diskriminierung immer noch zukommt.

Dr.in Christine M. Klapeer ist promovierte Politikwissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin für den Bereich Gender/Queer Studies am Institut für Entwicklungssoziologie der Universität Bayreuth der Universität Bayreuth.

Über die Vortragsreihe:

Die Gastvorträge der diesjährigen Ringvorlesung "Gleichheiten" widmen sich Disziplinen übergreifend ausgewählten Aspekten von Gleichheit aus intersektionaler Perspektive. Thematisiert werden zum Beispiel das feministische Gleichheitsdilemma, das Problem von Gruppenkategorien im Antidiskriminierungsrecht oder die Forderung nach Verwirklichung gleicher Lebenschancen in sozialen und politischen Gemeinschaften. Dekonstruktivistische Kritiken am liberalen Ideal der Gleichheit aus postkolonialer Perspektive bekommen hier ebenso Raum wie Analysen von Gleichstellungspolitiken im gegenwärtigen Krisendiskurs oder die immer wieder neu zu stellende Frage nach den Bedingungen einer gleichberechtigten Anerkennung von Verschiedenheit.

Die Vorträge der Ringvorlesung Gender Studies an der Universität Wien sind öffentlich und können im Masterstudium und in den Erweiterungscurricula Gender Studies prüfungsimmanent besucht werden.

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Veranstalter

Referat Genderforschung und Studienprogrammleitung Gender Studies


Kontakt

Mag.a Katrin Lasthofer
Universität Wien
Referat Genderforschung
+43(1)4277-18453
katrin.lasthofer@univie.ac.at