Montag, 14. März 2016, 17:15 - 19:00 iCal

Der Engel der Geschichte und die Hexe Theologie –

Walter Benjamin und das Amt des Geschichte Schreibens

193. Institutsseminar, Dr. Eveline List

Hörsaal des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung
Universitätsring 1, 1010 Wien

Seminar, Workshop, Kurs


Seit den späteren 20-er Jahren hat der Kulturphilosoph Walter Benjamin sich mit Theorie und Methodik der Geschichtsschreibung befasst. Während sich seine Auseinandersetzung mit dem Historismus über Jahrzehnte breit gestreut in seinem Werk findet, tritt erst relativ spät eine kritische Auseinandersetzung mit dem Historischen Materialismus in dessen da-mals allgemein dominierenden Trivialisierung hinzu. Seine Kritik an herrschenden Vorstel-lungen von Geschichte konzentrierte sich zunehmend auf diese beiden Auffassungen, die die herrschenden Diskussionen bestimmten. Obgleich sie einander augenscheinlich in Op-position entgegenstehen, wandte Benjamin gegen beide den Vorwurf, eine Ideologie des Fortschrittsfetischismus zu vertreten und damit die Geschichte der Sieger und der herr-schenden Verhältnisse zu stützen. Demgegenüber entwarf Benjamin eine Geschichtsphi-losophie und ein ihr gemäßes Bild vom Amt der Geschichtsschreibung, deren Aufgabe es sei, gleichermaßen gegenwärtige politische Erfahrung und historisches Ereignis als ver-dichtetes Geschehen zu ergründen. Dabei gelte es, positivistische ebenso wie teleologi-sche Ideologien zu verlassen, zugleich aber – und darin liege eine spezifische kritische-politische Pflicht – ein „theologisches“ Moment im Sinne eines quasi anthropologischen Glaubensbedarfs zu retten.


Veranstalter

Institut für Österreichische Geschichtsforschung


Kontakt

Stefanie Gruber
Institut für Österreichische Geschichtsforschung
27206
stefanie.gruber@univie.ac.at