Dienstag, 20. Oktober 2015, 18:30 - 20:00 iCal

Von der Liebe und der Rache...

...und ihrer Geschichtsmächtigkeit: Geschlecht und Emotionen in der Wiener Revolution 1848

Univ.-Prof.in Dr.in Gabriella Hauch

Hörsaal 50 im Hauptgebäude der Universität Wien
Universitätsring 1, 1010 Wien

Vortrag


Liest man die zahllosen Flugschriften und Zeitschriften, die in den zensurfreien Monaten der 1848er Revolution - zum Beispiel in Wien - verfasst wurden, aber auch die Briefwechsel der Akteurinnen und Akteure der Bewegung, oder betrachtet man die vielen zeitgenössischen Karikaturen und Abbildungen sind zwei Faktoren als geschichtsmächtige Triebkräfte auf Seiten der Revolution zu identifizieren: Liebe und Hass/Rache. Beide Begriffe stehen für Inhalte auf der Metaebene und für die Praxis der Revolution: mit der Liebe wird Demokratie und Zukunft ebenso adressiert wie die Akzeptanz der Anliegen der frauenbewegten Demokratinnen durch ihr männliches Pendant; die Rache/der Hass gilt der jahrzehntedauernden Unfreiheit, einem vagen Despotismus ebenso wie den Hausherren, die zu viel Miete verlangten oder ungerechten Fabrikbesitzern.

Folgende Themenbereiche werden im Referat präsentiert und diskutiert:

• Die Liebe im Namen von Geschwisterlichkeit, Freiheit und Gleichheit bildete eine konstituierende Facette der (politischen) Vereinskultur auf Seiten der Revolution – womit die frühe heteronormative Zweigeschlechtlichkeit der bürgerlichen Ordnung re-/produziert wurde;

• die Liebe prägte den Diskurs um die „Barrikade“ beziehungsweise um die Militanz ebenso wie die Performanz der Geschehnisse, Gerüchte etc., Lebensentwürfe von Cross Dressing Aktivistinnen werden dabei ebenso deutlich wie das Modell der romantischen Liebeskonzeption;

• die Rache/der Hass steht am Anfang der revolutionären Ereignisse – in der Tradition der moral economy (E.P. Thompson) – in Form von Plünderungen und Zerstörungen;

• die Rache/der Hass treibt in der Phase der Aussichtslosigkeit zu Lynchmord und wird in den Endtagen der revolutionär-freien Monate 1848 in Wien diskursiv in Tapferkeit und Mut transformiert.

Univ.-Prof.in Dr.in Gabriella Hauch ist Universitätsprofessorin für Geschichte der Neuzeit/Frauen- und Geschlechtergeschichte an der Universität Wien. Sie ist Leiterin des Schwerpunktes der historisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät Frauen- und Geschlechtergeschichte (gemeinsam mit Johanna Gehmacher), Leiterin der Arbeitsgruppe Frauen- und Geschlechtergeschichte des Instituts für Geschichte der Universität Wien (gemeinsam mit Birgit Bader-Zaar), Koordinatorin des MA Frauen- und Geschlechtergeschichte sowie Faculty-Mitglied von MATILDA – International Master of Women’s and Gender History, Leiterin der AG UniFrauenJubel „Geschlechtergerechtigkeit“ zum 650-Jahr-Jubiläum der Universität Wien und 2. Sprecherin des gesamtuniversitären Forschungsverbundes „Geschlecht und Handlungsmacht/Gender and Agency“ an der Universität Wien. Von 2001-2011 war Gabriella Hauch Gründungsprofessorin und Institutsvorständin des gesamtuniversitären Instituts für Frauen- und Geschlechterforschung an der Johannes Kepler Universität Linz.

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Veranstalter

Referat Genderforschung der Universität Wien


Kontakt

Sushila Mesquita
Referat Genderforschung
4277-18455
sushila.mesquita@univie.ac.at