Mittwoch, 16. Dezember 2015, 18:30 - 20:00 iCal

Geschichte am Mittwoch - Geschichte im Dialog

Fraktale Vergesellschaftung. Das Alte Reich als ein Phänomen der Verflechtung

Universität Wien - Institut für Geschichte, HS 45
Universitätsring 1, 1010 Wien

Vortrag


Falk Bretschneider: Bis heute wird das Heilige Römische Reich Deutscher Nation von der Geschichtswissenschaft vor allem mit den Kategorien der modernen politischen Theorie untersucht. Wer sich hier jedoch auf die Suche nach „Staat“ und „Souveränität“ macht, kommt nahezu zwangsläufig zu verwirrenden und oft wenig zufriedenstellenden Ergebnissen. Die Metapher der Fraktalität ist deshalb ein Vorschlag, das Reich aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten: dem der Verflechtung. Denn anders als es die traditionelle historiographische Arbeitsteilung zwischen „Landesgeschichte“ und „Reichsgeschichte“ suggeriert, war das Alte Reich eine Gesamtgesellschaft, in der sich das soziale Handeln der Akteure oft nicht auf eine Ebene (lokal, territorial, imperial) beschränkte, sondern sie alle gemeinsam mobilisierte. Diese Dynamik in den Blick zu nehmen heißt deshalb, sich für einen Moment vom Staatsbildungsprozess abzuwenden und nach den spezifischen Formen zu fragen, welche die Interaktionen der sozialen Akteure im Reich annahmen. Methodisch braucht es dazu vor allem einen permanenten Wechsel der Beobachtungsmaßstäbe, der das Alte Reich nicht mehr als ein Problem seiner „Etagen“, Schichten“ oder „Stockwerke“ versteht, sondern als eine Erfahrungswelt, die alle seine Bewohner teilten.


Veranstalter

Geschichte am Mittwoch


Kontakt

MMag.Dr. Andrea Brait
Institut für Geschichte
427740801
andrea.brait@univie.ac.at