Veranstaltungstipp
Montag, 23. Oktober 2017, 09:00 - 17:30 iCal
Sehnsucht nach dem „Kommunismus“?
Kulturen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bei jungen Menschen in Südost- und Osteuropa und in Ostdeutschland im 21. Jahrhundert
Internationale und interdisziplinäre Konferenz
Aula am Campus der Universität Wien
Spitalgasse 2-4 / Hof 1.11, 1090 Wien
Tagung, Konferenz, Kongress, Symposium
Das „Gespenst des Kommunismus“ geht wieder um in Europa!
Nostalgische Bezugnahmen auf den 1989 erodierten Staatssozialismus im Osten Europas und in Ostdeutschland sind Anfang des 21. Jahrhunderts bei jungen Leuten ebenso en Vogue wie Bewegungen, die unter den Bedingungen einer globalisierten Welt neue Formen von Gemeinschaft und Genossenschaft ins Werk setzen möchten.
In den Nachfolgegesellschaften Jugoslawiens beispielsweise grassiert eine regelrechte Welle der Sehnsucht nach der vermeintlich heilen „kommunistischen“ Vergangenheit, die unter dem Rubrum „Jugo-“ und „Tito-Nostalgie“ firmiert. In Russland bekennen sich junge Menschen gar zum Neo-Stalinismus – als Modell für eine lichte Zukunft. Das Verlangen nach den Dingen und den Diskursen des „Kommunismus“ kommt nicht von ungefähr, es scheint eine als prekär empfundene Gegenwart und eine nicht gerade verheißungsvolle Zukunft zu kompensieren.
Wir sehen auch, wie junge Osteuropäer, konfrontiert mit den Auswüchsen ihrer neoliberalen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnungen versuchen, sich neue Formen von „Gemeinschaft“ zu erschließen. In den vielfältigen Modellen der Shared Economy beispielsweise scheint nicht nur der uralte Genossenschaftsgedanke, sondern die große Vision des Gleichheitsverlangens wieder aufzuleben. Doch das neue Denken und Fühlen in Communities kann seine Traditionen nicht verleugnen: Beerbt hier ein moderner „Commonismus“ den tradierten „Kommunismus“?
Diese Bewegungen finden sich überall in Europa. Hier drängt sich die Frage auf, worin genau sich die Motive, die Wege und die Ziele der jungen Aktivisten in Ost- und Südosteuropa von denjenigen ihrer Altersgenossen im Westen unterscheiden. – Schließlich tragen Osteuropäer und Ostdeutsche mit den „kommunistischen“ Lebensgeschichten ihrer Elterngenerationen und mit ihren eigenen post-„kommunistischen“ Erfahrungen ein ganz anderes Gepäck in die Zukunft als Gleichaltrige jenseits des einstigen Eisernen Vorhangs.
Die Wiener Konferenz versteht sich als Forum für eine internationale Bestandsaufnahme und für eine interdisziplinäre Diskussion dieser mit Blick auf die Zukunft Europas gesellschaftlich wie politisch brisanten Herausforderungen.
Bild: Aktuelles Propagandaplakat der russischen kommunistischen Partei, gestaltet von Igor Petrygin-Rodionov.
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Veranstalter
Kontakt
Univ.-Prof. Dr. Rainer Gries
Universität Wien
Institut für Zeitgeschichte / Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
+43 1 4277 493 47
rainer.gries@univie.ac.at, fvc@univie.ac.at
Erstellt am Donnerstag, 05. Oktober 2017, 13:49
Letzte Änderung am Montag, 16. Oktober 2017, 09:56