Montag, 05. Dezember 2016, 17:15 - 19:00 iCal

206. Institutsseminar, Francesca Brunet

„Per atto di grazia“: Todesstrafen und Begnadigungsmaßnahmen im Königreich Lombardo-Venetien (1816–1848)

Hörsaal des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung
Universitätsring 1, 1010 Wien

Seminar, Workshop, Kurs


Die juristische Einrichtung der Begnadigung, vor allem in ihrer Form der Umwandlung des Todesurteils in ein milderes Strafmaß, hat eine ausgeprägte politische und soziale Funktion und muss innerhalb eines Spannungsfeldes zwischen Willkür und Recht betrachtet werden.

Die Forschung hat sich auf drei Ebenen (Norm, Theorie und Praxis) entwickelt. Die normative Ebene behandelt das Verfahren und die gerichtlichen und politischen Institutionen, welche den Strafprozess gemäß dem österreichischen Strafgesetzbuch durchführten.

Der theoretische Teil widmet sich den begrifflichen Bestimmungen und den Interpretationen, Abgrenzungen und Begründungen der Begnadigung, wie sie in zeitgenössischen rechtswissenschaftlichen Arbeiten reflektiert, diskutiert und formuliert wurden. Es handelt sich hierbei um eine Form „juristischer Kommunikation“ der Begnadigung innerhalb des Produktionsund Diffusionskreises der rechtswissenschaftlichen Werke im lombardisch-venetianischen Königreich, die auch in ihrer Beziehung zum deutschsprachigen Raum untersucht wird.

Die praktische Ebene bearbeitet die konkreten empirischen Fälle (sowohl Prozesse zu Allgemeindelikten als auch politische Prozesse) von Todesstrafen und Begnadigungen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der öffentlichen Zurücknahme der verhängten Todesurteile durch die monarchischen Begnadigungen und den Modalitäten, die deren Zirkulation

im öffentlichen Kommunikationsraum bewirkten.


Veranstalter

Institut für Österreichische Geschichtsforschung


Kontakt

Stefanie Gruber
Institut für Österreichische Geschichtsforschung
27206
stefanie.gruber@univie.ac.at