Mittwoch, 21. Oktober 2015, 18:30 - 20:00 iCal

Geschichte am Mittwoch - Geschichte im Dialog

Mala leche? Die Stigmatisierung neuchristlicher Ammen im Spanien der Frühen Neuzeit

Universität Wien - Institut für Geschichte, HS 45
Universitätsring 1, 1010 Wien

Vortrag


Die Blutreinheitsideologie (span. limpieza de sangre) unterteilte die frühneuzeitliche iberische Gesellschaft in zwei Gruppen: Altchristen und Neuchristen. Unter Neuchristen verstand man diejenigen, die vom Judentum oder vom Islam zum Christentum konvertierten bzw. konvertieren mussten: die Conversos und Morisken sowie ihre gesamte Nachkommenschaft. Sie wurden von den Blutreinheitsideologen salopp gesprochen zu Christen zweiter Klasse degradiert, da sie ständig zur Apostasie, zum Abfall vom christlichen Glauben, neigen würden. An der Schwelle vom 16. zum 17. Jahrhundert lässt sich in den Schriften der Blutreinheitsideologen ein gesteigertes Interesse an körperlichen Markierungen feststellen, um der vermeintlichen Unterlegenheit der Neuchristen Sichtbarkeit zu verleihen. Zur Erforschung dieser neuen Fokussierung auf den neuchristlichen Körper und der damit einhergehenden Stigmatisierung bieten sich insbesondere drei von den Blutreinheitsideologen propagierte, körperliche Markierungen an: die kontaminierte Muttermilch der Neuchristinnen, die männliche Menstruation der Conversos und der strenge, neuchristliche Körpergeruch. Im Vortrag sollen die Hintergründe dieser körperzentrierten Argumentation exemplarisch anhand der Stigmatisierung der Conversas und Moriskinnen in den Blick genommen werden. Warum galt ihre Muttermilch als makelhaft? Und welches Ausgrenzungspotential wohnte einer solchen Behauptung inne?


Veranstalter

Geschichte am Mittwoch


Kontakt

MMag.Dr. Andrea Brait
Institut für Geschichte
427740801
andrea.brait@univie.ac.at