Mittwoch, 17. Januar 2018, 17:00 - 18:30 iCal

Wednesday Seminar

Die Herstellung von Differenz in der Wertigkeit von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung

 

Georg Gappmayer

 

(in Kooperation mit den Wiener Dialogen der Medizinanthropologie)

Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, HS-C
Universitätsstraße 7 (NIG); 4. Stock, 1010 Wien

Vortrag


Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung sind in Österreich wenig sichtbar. Die diesem Vortrag vorangehende Forschung ist eine anthropology at home und fokussiert auf das Alltagsleben in vollbetreuten Einrichtungen für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. Gleichzeitig ist es ein Beitrag zur Debatte, wie wir zu den Menschen werden, die wir sind.

In diesem Vortrag wird der Frage nachgegangen, wie Differenz in der Wertigkeit von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung in Alltagspraktiken hergestellt, stabilisiert und reproduziert wird. Die Intersektionalitätsforschung sowie die critical disability studies mitsamt ihrem Fokus auf Ableismus, zeigen auf, dass Differenz durch die Einordnung in Kategorien und durch die naturalisierte gesellschaftliche Norm Fähig-zu-sein erfolgt. Die Differenz zeigt sich in einer unterschiedlichen Wertigkeit im Personenstatus der Menschen. Wie Differenz im Alltag hergestellt wird, bleibt jedoch weitgehend unbeantwortet.

Die mit einer practice theory Perspektive durchgeführte dreijährige Feldforschung in vollbetreuten Einrichtungen enthüllt, dass unterschiedliche normierte Ziele wie Selbstbestimmung, Versorgen und Konsumieren oder Sicherheit in den Alltagspraktiken, wie Wäschewaschen, Einkaufengehen oder Spazierengehen verwoben sind. Diese Ziele und die dazugehörigen Alltagspraktiken verweisen auf zwei divergierende Subjektformen, in die sich die BewohnerInnen, die Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung in den Einrichtungen, einschreiben und eingeschrieben werden: das autonome und das abhängige Subjekt. Die entstehende Differenz in der Wertigkeit wird situativ, und in Abhängigkeit mit dem jeweiligen Site hergestellt, dem Kontext der Aktivitäten ermöglicht und verhindert.

 

Georg Gappmayer studied Social and Cultural Anthropology at the University of Vienna and at the EHESS in Paris. He currently writes his doctoral thesis in Social Sciences at the University of Vienna. The PhD research project is supported by the University of Applied Sciences Wiener Neustadt, where Georg works as researcher and lecturer in the Department of Health Studies. His professional identities as social anthropologist and as occupational therapist merge in his research interests in mental health and its interconnection with gender, societal norms and forms of participation.

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Veranstalter

Institut für Kultur- und Sozialanthropologie


Kontakt

Tabitha Schnoeller
Institut für Kultur- und Sozialanthropologie
49502
tabitha.schnoeller@univie.ac.at