Dienstag, 18. März 2014, 18:30 - 19:30 iCal

Macht machen.

Bildsteine als Indikatoren piktischer soziopolitischer Strukturierung

Mag. Sophie Unterweger

Seminarraum 8, Institut für Sprachwissenschaft
Sensengasse 3a, 1090 Wien

Vortrag


Piktische Forschungen haben in den letzten zwei Jahrzehnten einen wahren Quantensprung erlebt. Fernab von vergangenen Auffassungen von Pikten als enigmatisches »Volk« mit obskuren Wurzeln, hat sich ihr Status heute normalisiert: Einfach ein keltisch-sprachiger politischer Verband, der die Machtverhältnisse des frühmittelalterlichen Nordbritanniens maßgeblich mitgestaltete.

Piktische (außen-)politische Geschichte können wir mittlerweile relativ gut nachzeichnen. Wenn es jedoch um Gesellschaftsverhältnisse geht, wird das Bild nebulöser. Dies ist auf den Mangel an aussagekräftigen piktischen Schriftzeugnissen zurückzuführen. Hier sind wir auf zeitnahe irische und angelsächsische Quellen angewiesen, die aber fast ausschließlich und zudem bruchstückhaft die weltliche und geistliche Elite Piktlands abbilden.

Soziopolitische Gegebenheiten eben dieser quellentechnisch besser zugänglichen Gesellschaften werden häufig analog auf piktische Umstände übertragen. Welches Bild ergibt sich aber, wenn wir von internen Evidenzen wie der materiellen Kultur ausgehen?

In diesem Vortrag wird die soziopolitische Aussagekraft piktischer Symbolsteine und Symbole tragender Cross Slabs diskutiert. Aufbauend auf einem Modell, das auf Bourdieus Theorie der Praxis und Giddens Strukturationstheorie gründet, werden Herstellungsprozess und Ressourcenaufwand von piktischen Bildsteinen beleuchtet. Hierin zeichnen sich komplexe soziale Beziehungsmuster ab, die wiederum Hinweise auf soziale Strukturierung in piktischen Breiten liefern können. Eingegangen wird auch auf die fertigen Bildsteine, die wertvolle Anhaltspunkte hinsichtlich piktischer politischer Strukturen zwischen dem 5. bis 9. Jahrhundert eröffnen.

 

Mag.ª Sophie Unterweger ist Doktorandin an der Universität Wien im Fach Keltologie. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in den keltologischen Kulturwissenschaften, speziell in den Bereichen Geschichts- und Keltenrezeption in Musikszenen sowie poststrukturalistischer Theorie in Keltologie/ Archäologie. Daneben beschäftigt sie sich mit frühmittelalterlicher Geschichte und Archäologie Nordbritanniens. Ihr Fokus liegt vor allem auf piktischen Steindenkmälern als Ausdruck soziopolitischer Machtbeziehungen, was auch Thema ihrer Diplomarbeit (2008) war. Sie ist Koordinatorin der AG Kelten und Populärkultur und der monatlichen Vortragsreihe im Verein »Brennos«, Universität Wien.

:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::

Die Förderung und interdisziplinäre Vernetzung keltologischer Forschungen an der Universität Wien sind ein zentrales Anliegen von Brennos – Verein für Keltologie. In Form einer monatlichen Vortragsreihe bietet Brennos vier Mal pro Semester eine Plattform zur Präsentation und Diskussion keltologisch relevanter Themen. Die Vortragsinhalte umspannen das breite Feld keltologischer Kulturwissenschaften und skizzieren keltische kulturelle Manifestationen und Rezeptionen durch die Geschichte bis in die Gegenwart.


Veranstalter

Brennos - Verein für Keltologie


Kontakt

Mag. Sophie Unterweger
Universität Wien
+43-(0)676 455 39 90
sophie.unterweger@univie.ac.at