Donnerstag, 19. September 2013, 10:00 - 18:00 iCal

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Massenquellen als Herausforderung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handelsgeschichte

 

Rathaussaal Stein/Donau
Rathausplatz 2, 3500 Krems-Stein/Donau

Tagung, Konferenz, Kongress, Symposium


Weitere Termine

Freitag, 20. September 2013, 09:30 - 19:00

Samstag, 21. September 2013, 09:30 - 14:30

Große Flüsse wie Donau, Rhein oder Elbe und ihre schiffbaren Nebenflüsse bildeten eminent wichtige Verkehrsadern, die zentrale Handelsplätze Mitteleuropas verbanden. Die Erforschung der Binnenschifffahrt erlaubt es, Konjunkturen, Handelsverbindungen und Konsumgewohnheiten in einem größeren geographischen Rahmen zu rekonstruieren. Vergleichbares gilt für die wichtigen Fernhandelsstraßen und Pässe, die beispielsweise die Städtelandschaften des oberdeutschen Raums und Italiens verbanden.

Von besonderer Bedeutung zur Rekonstruktion von Warenströmen und Handelsrouten sind Zoll- und Mautregister wie etwa die berühmten dänischen Sundzollregister, die gegenwärtig in einem niederländischen Projekt erschlossen werden. Bekannte Beispiele aus dem mitteleuropäischen Raum sind die Krakauer Zollregister oder die ungarischen Dreißigistzölle. In einem aktuellen Forschungsprojekt am Institut für Österreichische Geschichtsforschung werden seit Februar 2013 die Mautregister der Donaumaut in Aschach (Oberösterreich), die für das 17. und 18. Jahrhundert in breiter Überlieferung vorliegen, systematisch in eine online abfragbare Datenbank eingelesen. Weitere serielle Quellen wie etwa Waagbücher, Niederlagsverzeichnisse und Marktbücher, aber auch Verlassenschaftsinventare etc. stellen erstrangige Quellen der frühneuzeitlichen Wirtschaftsgeschichte dar, die im deutschsprachigen Raum für die historische Forschung bisher wenig systematisch herangezogen wurden. Durch den Einsatz von Datenbanken können solche Quellen im Detail erschlossen bzw. der Öffentlichkeit in digitaler Form online zur Verfügung gestellt werden. Damit werden neue Quellengruppen zur quantitativen und qualitativen Analyse der vorindustriellen Wirtschaftsgeschichte unkompliziert und kostengünstig zugänglich gemacht.

Ziel der Tagung ist es, einerseits aktuelle Forschungstrends zur frühneuzeitlichen Handelsgeschichte sowie Stand und Desiderate der Erforschung des Handels im süddeutsch-österreichischen Donauraum und vergleichbarer, durch Flüsse strukturierter Räume auszuloten. Andererseits sollen die technischen und methodischen Möglichkeiten der Erschließung von Massenquellen für die vorindustrielle Wirtschaftsgeschichte diskutiert werden. Ziel ist es außerdem, Erfahrungen aus rezenten Forschungsprojekten auszutauschen und auf bisher noch wenig bearbeitete Quellengruppen aufmerksam zu machen bzw. deren Bearbeitung zu fördern.

 

Veranstalter:

Institut für Österreichische Geschichtsforschung

Österreichischer Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung

Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit

Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte (Universität Wien)

 

Organisatoren:

Prof. Dr. Erich Landsteiner (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien)

PD Dr. Peter Rauscher (Institut für Österreichische Geschichtsforschung/FWF-Projekt "Der Donauhandel")

Mag. Andrea Serles (Institut für Österreichische Geschichtsforschung/FWF-Projekt "Der Donauhandel")

 

Programm:

10:00–10:30 Begrüßung durch die Veranstalter und Organisatoren

Sektion 1: Methode

10:30–11:15 JÜRGEN JABLINSKI (Bielefeld), Geschichte und Informatik – Möglichkeiten und Grenzen It-gestützter Erschließung historischer Massendaten

11:15–12:00 WERNER SCHELTJENS (Leipzig), Maße und Gewichte: Konvertierungsmöglichkeiten auf Basis der Sound Toll Registers online

12:00–12:15 Pause

12:15–13:00 HANS-HEINRICH VANGEROW (Donaustauf), Von Ulm bis Wien: Die Erforschung von Donauschifffahrt und -handel durch Mautregister

13:00–14:30 Mittagspause

Sektion 2: Spätmittelalter

14:30–15:15 UWE SCHIRMER (Jena), Die spätmittelalterlichen Elbzölle: Das Beispiel Wittenberg (1463–1545)

15:15–16:00 JOB WESTSTRATE (Groningen), Zur Auswertung der holländischen und geldrischen Zollquellen für die Handelsgeschichte des Niederrheins, ca. 1400–1650

16:00–16:15 Pause

16:15–17:00 ELISABETH GRUBER (Wien), Niederlags¬privilegien als Regulatoren des spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handels im Herzogtum Österreich

17:00–17:45 MICHAEL ROTHMANN (Hannover), „Alle Jahre wieder“: Jahrmärkte und ihre Überlieferungsfrequenz in seriellen Quellen des Spätmittelalters und der beginnenden Frühen Neuzeit

Freitag, 20. September 2013

Sektion 3: Der Donauhandel

9:30–10:15 ERICH LANDSTEINER (Wien), Der Donauhandel im 16. Jahrhundert bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges

10:15–11:00 MARK HÄBERLEIN (Bamberg), Der Donauraum im Horizont süddeutscher Handelsgesellschaften des 16. Jahrhunderts

11:00–11:15 Pause

11:15–12:00 ANDREA BARBARA SERLES (Wien), Die Handelsgeschichte von Krems an der Donau – das wenig erforschte 18. Jahrhundert

12:00–12:45 PETER RAUSCHER (Wien), Die Aschacher Mautregister als Quelle des Donauhandels (17./18. Jahrhundert)

12:45–13:30 HANS-HEINRICH VANGEROW (Donaustauf), Das Steiner Mautbuch von 1648

13:30–15:00 Mittagspause

Sektion 4: Quellenerschließung und Forschung

15:00–15:45 JACEK WIJACZKA (Thorn), Quellen zum polnischen Außenhandel – Krakauer Zollregister

15:45–16:30 ANDREA BONOLDI (Trient), Gerichtsakten als serielle Quelle: Das Beispiel des Bozner Merkantilmagistrats (17.–18. Jahrhundert)

16:30–16:45 Pause

16:45–17:30 WALTER BAUERNFEIND (Nürnberg), Serielle Quellen zur europäischen Wirtschafts- und Handelsgeschichte aus dem Stadtarchiv Nürnberg

17:30–18:15 JAN WILLEM VELUWENKAMP (Groningen), Sound Toll Registers online as an instrument for historical research

18:15–19:00 ATTILA TÓZSA-RIGÓ (Miskolc), Handelskonjunktur im Zeitalter des Verfalls. Quellen zum ungarischen Donauhandel

Samstag, 21. September 2013

Sektion 5: Angewandte Forschung

9:30–10:15 HEINRICH LANG (Bamberg), Seide für Lyon. Der Seidenzoll an der Rhône als Gratmesser für eine europäische Handelsmetropole in der Mitte des 16. Jahrhunderts

10:15–11:00 CHRISTOF JEGGLE (Bamberg), Serielle Kommunikation. Die kommerzielle Korrespondenz der Saminiati zum Transalpinhandel des 17. Jahrhunderts

11:00–11:45 DAVINA BENKERT (Basel), Massenquellen zur Basler Stadtwirtschaft. Das Messebuch der Martinimesse um 1600

11:45–12:00 Pause

12:00–12:45 KLEMENS KAPS (Sevilla), Integration in und Desintegration aus überregionalen Güterströmen: Befunde für das habsburgische Galizien anhand von Merkantiltabellen und Zollausweisen (1778–1815)

12:45–13:30 NEDIM ZAHIROVIC (Leipzig), Die Wirtschaft im osmanischen Bosnien während des 18. Jahrhunderts anhand der Analyse der habsburgischen Zollbücher

13:30–14:30 Resümee, Verabschiedung

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Veranstalter

Institut für Österreichische Geschichtsforschung


Kontakt

Mag. Andrea Barbara Serles
Institut für Österreichische Geschichtsforschung
FWF-Projekt "Der Donauhandel"
+43 1 4277 27204
andrea.serles@univie.ac.at