Montag, 29. April 2013, 18:30 - 20:00 iCal

Die Bewertung wissenschaftlicher Leistungen in der Forschungsförderung: Ergebnisse von drei empirischen Studien zum Gender Bias

Dr. Dr. habil. Lutz Bornmann (Max-Planck-Gesellschaft, München)

 

Vortrag aus der Vortragsreihe Genderforschung des Arbeitsbereichs Bildungspsychologie

Hs G der Fakultät für Psychologie (Psychologicum, linke Stiege, 2. Stock)
Liebiggasse 5, 1010 Wien

Vortrag


Bewertungen sind ein unübersehbares Kennzeichen von Wissenschaft; kaum ein Wissenschaftler kann sich mit der eigenen Arbeit der Konfrontation mit einer ‚skeptischen‘ Fachwelt entziehen. Von den Befürwortern des Peer Review werden aktive Wissenschaftler als die am besten geeigneten Personen angesehen, die Arbeit ihrer Fachkollegen auf ihre wissenschaftliche Güte hin zu begutachten. Die Kritiker des Peer Review sehen vor allem drei Schwächen des Verfahrens: (1) Verschiedene Gutachter würden kaum in der Bewertung ein und derselben wissenschaftlichen Arbeit übereinstimmen (fehlende Reliabilität). (2) Gutachterliche Empfehlungen würden systematische Urteilsfehler aufweisen. Die Urteile würden nicht nur auf der wissenschaftlichen Qualität einer Arbeit, sondern auch auf nicht-wissenschaftlichen Kriterien basieren (fehlende Fairness). (3) Dementsprechend sei der Zusammenhang zwischen den Urteilen im Peer Review und der Qualität der begutachteten Arbeit gering (fehlende Validität). Das am häufigsten untersuchte Merkmal, das im Zusammenhang mit der Fairness des Verfahrens untersucht wurde, ist das Geschlecht. Im Vortrag werden die Ergebnisse von drei groß angelegten Studien zum Einfluss des Geschlechts auf Entscheidungen über Forschungsanträge vorgestellt. Eine dieser Studien hat den Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) zum Gegenstand.

Dr. Dr. habil. Lutz Bornmann (geboren am 17.6.1967 in Hann. Münden, Deutschland) arbeitet als Wissenschaftssoziologe in der Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft. Bis 2010 war er an der Professur für Sozialpsychologie und Hochschulforschung der ETH Zürich beschäftigt. Er ist Mitglied des Editorial Board des Journal of Informetrics (Elsevier), von Scientometrics (Springer) sowie von PLOS ONE und Mitglied des Advisory Editorial Board von EMBO Reports (Nature Publishing Group). In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Güte von Peer Review Verfahren, Metaanalysen zur Reliabilität und Fairness des Peer Reviews, der Überprüfung bibliometrischer Kennzahlen, der Aussagekraft von Universitätsrankings und dem Betrug in der Wissenschaft. Seit 2004 hat er mehr als 100 Artikel zu diesen Themen in internationalen Zeitschriften publiziert, die bereits etwa 1500mal zitiert wurden. In den Essential Science Indicators (ESI, Thomson Reuters) gehört er zu den 1% der meist-zitierten Wissenschaftler weltweit.


Veranstalter

Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft - Arbeitsbereich Bildungspsychologie


Kontakt

Sebastian Elmecker
Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft
Arbeitsbereich Bildungspsychologie
01 4277 47312
sebastian.elmecker@univie.ac.at