Dienstag, 21. November 2023, 18:30 - 20:00 iCal

Wangari Maathai und ökofeministisches Denken

in Kenia

 

Martina Kopf


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Vortrag


Abstract: In Decolonization and Afro-Feminism (2020) schlägt Sylvia Tamale, feministische Aktivistin und Theoretikerin aus Uganda, afrikanischen Ökofeminismus als eine besondere Form der Intersektionalität vor, welche die Verbindung zwischen Gendergerechtigkeit, sozialer und ökologischer Gerechtigkeit in den Vordergrund stellt. Der Begriff „Ökofeminismus“ geht auf die französische Philosophin, Schriftstellerin und Aktivistin Françoise d’Eaubonne zurück. Sie war in der westlichen Frauenbewegung der 1970er Jahre eine der ersten, welche konsequent Zusammenhänge zwischen der patriarchalen Unterdrückung der Frau als Subjekt und der Natur als Lebensraum benannte. Tamale schlägt jedoch eine andere Genealogie des afrikanischen Ökofeminismus vor, die sich auf kommunale Werte, Glaubenssysteme, landwirtschaftliches Wissen und ökologisches Verhalten beruft, nach denen afrikanische Gesellschaften organisiert waren. In Tamales Worten: „Women in the global South may not have self-identified as ‚ecofeminists,‘ but they have a long history of ecological consciousness and moral obligation towards future generations.“

 

Eine, die diesen Ansatz verkörperte, war die kenianische Naturwissenschaftlerin, Umweltaktivistin, Autorin und Parlamentarierin Wangari Maathai, die 2004 für das von ihr gegründete Green Belt Movement mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Sie verband in ihrem Denken und Handeln den Kampf gegen die Kapitalisierung und Zerstörung von Wald mit Feminismus, dem Kampf für Demokratisierung, kulturelle Dekolonisierung und ökonomische Rechte und gilt heute als Wegbereiterin eines dekolonialen, intersektionalen Ökofeminismus im afrikanischen Kontext und darüber hinaus. In diesem Vortrag möchte ich auf Verbindungen von Umweltbewusstsein, Feminismus und politischem Kampf in Maathais Autobiographie Unbowed: A Memoir eingehen und sie im Licht anderer wegweisender feministischer Denkerinnen in Kenia bzw. der Diaspora lesen, insbesondere in Bezug darauf, welche Bedeutung kulturelles Wissen und feministische Vorbilder aus der eigenen Geschichte in ihrem Denken haben.

 

Dr. Martina Kopf ist Senior Lecturer am Institut für Afrikawissenschaften, Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Entwicklungstheorie und -kritik in afrikanischer Literatur (Schwerpunkt Kenia) und die Ideengeschichte von Entwicklung in Afrika (Fokus koloniale Diskurse 1930-1950). Sie arbeitet zu afrikanischen und intersektionalen Feminismen und zu Fragen literarischer Zeugenschaft, insbesondere in Bezug auf den Genozid in Ruanda und in Bezug auf sexualisierte Gewalt. Publikationen: Anke Graneß, Martina Kopf, Magdalena Kraus (2019) Feministische Theorie in Afrika, Asien und Lateinamerika. Wien: facultas.

 

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Veranstalter

Referat Genderforschung der Universität Wien


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Kontakt

Dorith Weber
Referat Genderforschung
01/4277/18452
dorith.weber@univie.ac.at