Freitag, 20. Mai 2022, 09:30 - 19:00 iCal

Lesegebärden

Tagung mit Vorträgen, Lesung & Gespräch

Literaturhaus Wien
Seidengasse 13, 1070 Wien

Tagung


Weitere Termine

Donnerstag, 19. Mai 2022, 15:00 - 17:30

So wie wir Musik mit dem ganzen Körper wahrnehmen, lesen wir leibhaft. Lesen ist kein Vorgang der rein optischen Datenverarbeitung. Maschinen können Lektüre daher lediglich simulieren. Das Leibhafte der Lektüre zeigt sich – vor allem zeigt es sich gestisch: in Veränderungen der Körperhaltung, im Kopfschütteln, Wippen, Erröten, Auflachen, Auf- und Abgehen, Vor- und Zurückblättern, Augenschließen, Fingerkneten; selbst die stille Versenkung ist Gebärde. Und so mancher „hat dann das Buch von sich geworfen, sein Schwert gepackt und den Wänden mit Hieben zugesetzt“ (Cervantes, Don Quijote von der Mancha). Die Lesegebärde ist weder Ausdruck bloß individueller Reaktionen noch das Resultat sozialer Prägungen, sondern die buchstäbliche Verkörperung kultureller Praktiken im Erleben jeder und jedes Einzelnen. Sie ist auch kein Epiphänomen, das ein vermeintlich eigentliches Lesen nur begleitet, sondern ein zentraler Lektüremodus eigenen Rechts. Vor diesem Hintergrund widmet sich die 2-tägige Veranstaltung der künstlerischen Selbstreflexion des leibhaften Lesens. In der Erkundung des gestischen Potentials von Leseszenen aus Geschichte und Gegenwart soll eine gestische Sprachtheorie, von der die Literatur immer schon wusste, freigelegt und anhand von Beispielen aus Literatur, Musik, Philosophie und Kunst reflektiert werden.

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Veranstalter

Institut für Germanistik


Kontakt

Irina Hron
Universität Wien
Institut für Germanistik
06608215552
irina.hron@univie.ac.at