Donnerstag, 09. Dezember 2021, 18:00 - 19:30 iCal

Patrologia Judaica?

Jüdisch-Lateinische Texte der der westlichen Diaspora in vorrabbinischer Zeit (ca. 400-800 u.Z.)

 


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Vortrag


„Hier beginnt die Auslegung zu den Büchern der Chroniken gemäß der Tradition der Juden, wo der Leser vorsichtig sein muss.“ – In zwei Handschriften des 9. Jahrhunderts, in Reims und aus Saint Denis, findet sich als Titulatur eines anonymen Kommentars zu den Samuels- und Chronikbüchern dieser Hinweis auf eine jüdische Autorenschaft. Auch Rabanus Maurus wußte darum und nannte den Autor einen „unbekannten, in der Kenntnis der Tora nicht wenig ausgewiesenen Juden unserer Zeit.“ Spätere Abschriften schrieben diesen Kommentar dem Kirchenvater Hieronymus zu, was die moderne Textkritik als Irrtum erkannte. So entstand „Pseudo-Hieronymus“. Dem Autor oder seinem Umkreis lassen sich weitere Texte zuweisen. Sie zeichnet aus, dass sie in lateinischer Schrift und in kirchlichen Bibliotheken überliefert sind, aber keinerlei christliche Inhalte aufweisen. Der Vortrag gibt einen Werkstattbericht aus einem laufenden Forschungsprojekt. Im Unterschied zur verbreiteten Meinung, dass die Juden des mediterranen Westens nach der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 u.Z., von der Entstehung des rabbinischen Judentums im Osten abgeschnitten, einfach „biblische Juden“ ohne eigene Literatur gewesen seien, wird in diesem Projekt der Versuch unternommen, zumindest Bruchstücke der Literatur der vorrabbinischen Zeit zu rekonstruieren.


Veranstalter

Institut für Judaistik


Um Anmeldung wird gebeten


Kontakt

Constanza Cordoni
Institute for Medieval Research Austrian Academy of the Sciences; Hollandstrasse 11--13 A-1020 Vienna
+43 1 515 81 7219
constanza.cordoni@oeaw.ac.at