Dienstag, 07. Dezember 2021, 18:30 - 20:00 iCal

Polizieren von Schwarzsein in Europa

Zur Intersektionalität von I can't breathe und abolitionistischen Präsenzen.

Vanessa E. Thompson (Queen's University)

 

Kommentar: BigSibling Kollektiv (Wien)


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Vortrag


Intensiviertes Polizieren, die zunehmende Kriminalisierung von Migration und die Bestrafung und Vergeschlechtlichung von Armut stellen einige der offenkundigsten Artikulationen im neoliberalen racial gendered capitalism dar. Dabei setzen diese Tendenzen der Versicherheitlichung besonders mehrfachmarginalisierte Subjekte und Gruppen verschränkten Modalitäten von Gewalt aus und werden an den Intersektionen von Ungleichheitsdimensionen wirksam. Diese Konjunkturen sind auch von Diskursen des Strafrechtsfeminismus und dem Zusammenwirken von Rassismus und (Queer-) Feminismus geprägt, da staatliche Kontroll- und Abschieberegime zur Durchsetzung feministischer Interessen mobilisiert werden. Der Vortrag widmet sich Debatten um racial profiling in europäischen Kontexten und diskutiert insbesondere die Kolonialität gegenwärtiger Polizeiregime entlang ihrer intersektionalen Artikulationen. Dabei wird mit Bezug auf ein ethnographisch-aktivistisches Projekt mit rassismuskritischen und intersektionalen Kollektiven in Deutschland, Frankreich und der Schweiz sowie in Auseinandersetzung mit Frantz Fanons Konzept von combat breathing und Schwarz-feministischen Methodologien ein Konzept intersektionaler Gewaltmodalitäten herausgearbeitet, das (post-)kolonialen Polizei- und Sicherheitslogiken sowie Strafrechtsfeminismen eingeschrieben ist. In Auseinandersetzung mit kreativen Praktiken und Politiken der Flüchtigkeit mehrfachmarginalisierter Gruppen diskutiere ich abschließend radikale Alternativen zu Formen des Polizierens, die auch feministische Konzepte von care intersektional und abolitionistisch wenden.

 

Vanessa E. Thompson ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der komparativen Sozial- und Kulturanthroplogie an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder und incoming assistant professor in Black Studies an der Queen's University Kanada. Sie forscht und lehrt im Bereich der Black Studies (mit besonderem Fokus auf Schwarze soziale Bewegungen und Schwarze Feminismen), kritischen Rassismus- und Migrationsforschung, postkolonialen Feminismen, Polizeikritik und Kritik staatlicher Gewalt sowie Abolitionismus. Sie hat zu Schwarzen radikalen Theorien und Bewegungen in Frankreich und Europa, Schwarz-feministischen abolitionistischen Kämpfen und Frantz Fanons Arbeiten publiziert. Sie ist Mitgründerin eines intersektionalen cop-watch Kollektivs, Mitglied in der Internationalen Unabhängigen Kommission zur Aufklärung über den Tod des Oury Jalloh, und ist in internationalen abolitionistischen Bewegungen aktiv.

 

Vortrag und Kommentar wurden in freundlicher Kooperation mit dem "A...rbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen" der "A...kademie der bildenden Künste Wien" organisiert.

 

Anmeldung unter: gender.univie.ac.at/veranstaltungen/ringvorlesung-gender-studies/aktuelle-ringvorlesung-politiken-der-un-sichtbarkeit/

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Veranstalter

Referat Genderforschung der Universität Wien


Um Anmeldung wird gebeten


Kontakt

Sushila Mesquita
Referat Genderforschung
4277-18452
sushila.mesquita@univie.ac.at