Dienstag, 19. Oktober 2021, 18:30 - 20:00 iCal

Die Herausbildung der syntaktischen Terminologie

Vortrag von Prof. Paola Cotticelli (Dipartimento di Culture e Civiltà, Università di Verona): "Die Herausbildung der syntaktischen Terminologie: der abhängige Satz zwischen Rhetorik und Satztheorie"

Hörsaal 1
Sensengasse 3a, 1090 Wien

Vortrag


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Abstract:

Die Definition der syntaktischen Unterordnung im Sinne des Nebensatzes gehört zu den jüngsten Formulierungen in der Geschichte der Sprachwissenschaft. Gegenwärtige Studien die sich der Beschreibung syntaktischer Strukturen in ihrer terminologischen und konzeptuellen Entwicklung (Morpurgo Davies 1996, Graffi 2000) widmen, bestätigen die traditionelle Zuschreibung solcher Konzepte zur Schule von Port-Royal. Giorgio Graffi (2004: 6) weist darauf hin, dass ohne dieses Konzept der „traditionellen“ Grammatik (des Nebensatzes) die Generative Grammatik nicht einmal geboren worden wäre. Jedoch haben schon frühere Untersuchungen gezeigt, dass die französische Tradition sicherlich nicht die Einzige war, die zu dieser “Entdeckung” beitrug: Schon Jellinek (1914) und später Forsgren (1985), Tomaselli (2004), Cotticelli Kurras (2004) und Rinas (2017) skizzierten den Beitrag der deutschen Tradition des 18. Jahrhunderts zur Definition des Nebensatzes.

Mein Beitrag zielt darauf ab, die Höhepunkte der Debatte um das Konzept und die Definition des „Nebensatzes“ und seine Geschichte unter Berücksichtigung der einzelnen „Schulen“ als auch deren Rezeption in der sprachwissenschaftlichen Geschichtsschreibung vor allem seit Ende des 19. Jahrhunderts zu beleuchten Seitdem das Problem der Herkunft des Begriffs „abhängiger Satz“ durch metalinguistische Studien angegangen wurde, die sich von den Grammatiken des II Jahrhundert v.Chr. vor allem innerhalb der altgriechischen Grammatiken, über das Mittelalter bis hin zur Grammatikographie des 20. Jahrhunderts erstrecken, wurde besondere Aufmerksamkeit auf die Zeit seiner theoretischen Ausarbeitung zwischen dem 17./18. und 19./20. Jahrhundert gerichtet. Dabei wird die Terminologie analysiert, die in den Grammatiken der klassischen Sprachen im deutschsprachigen Raum verwendet wurde, verglichen mit jener der deutschen Grammatiken. Insbesondere wird die deutschsprachige Terminologie der Syntax der Unterordnung zwischen dem Anfang des 17.

Jahrhunderts und Ende des 18. Jahrhunderts, von Radke bis Adelung, analysiert. Die vorliegende Untersuchung bietet einen Überblick über die syntaktische Terminologie in der klassischen Tradition der griechischen und lateinischen Grammatikographie mit der Herausbildung der partes orationis und erläutert ferner den Wendepunkt im Mittelalter durch die Modisten und die Beiträge der ersten Grammatiken des Humanismus und der Renaissance in den Nationalsprachen. Kurz werden die Grammatiken der Sprachen der „Neuen Welt“ gestreift, um sich dann dem deutschsprachigen Raum ab dem 17. Jhdt. zu widmen. Dabei werden Kontinuität und Innovation im Aufbau der Herausbildung der grammatischen Terminologie von Satz und Satzbau analysiert. Der Beitrag schließt mit einem Hinweis auf die neuesten historiographischen Arbeiten des 21. Jahrhunderts zur deutschen Satzsyntax (mit Bezug auf Rinas 2017) unter Berücksichtigung der Rolle der Interpunktion in der Architektur des „abhängigen Satzes“.


Veranstalter

Wiener Sprachgesellschaft


Kontakt

Laura Grestenberger
Universität Wien
Institut für Sprachwissenschaft
+431515816505
laura.grestenberger@univie.ac.at