Mittwoch, 02. Dezember 2020, 18:30 - 20:00 iCal

Ringvorlesung Turkologie WiSe 2020/21

„...ein Feind Josef von Hammers“ – Habsburgisch-osmanische Beziehungsgeschichten

Institut für Orientalistik
Spitalgasse 2, Hof 4.1 (Campus), 1090 Wien

Hybrider Event (an einem physischen Ort und online)


Barbara Haider-Wilson (Wien)

Anton Prokesch von Osten (1795–1876) als Vermittler zwischen Orient und Okzident

 

Der Lebenslauf des bekannten österreichisch(-ungarisch)en Diplomaten Anton Prokesch von Osten – eines Vertreters der sogenannten Generation Metternich, der viel zum Verständnis vom Osmanischen Reich in der Habsburgermonarchie beigetragen hat – verlief parallel zu einer Zeit markanter Umbrüche in der Beziehungsgeschichte von Orient und Okzident und verweist nicht zuletzt auf deren Vielschichtigkeit.

Als Bürgerlicher in Graz geboren, verlief seine exzeptionelle Karriere vor dem Hintergrund außergewöhnlicher Förderung durch hohe (adelige) Kreise. Für sein Leben wie für seine Anschauungen des Orients wurde eine fünfeinhalb Jahre dauernde Levante-Reise in den 1820er-Jahren prägend, in deren Verlauf Prokesch sich als Berichterstatter für die österreichische Regierung etablierte und „die Brillen“ ablegte, „wodurch Europa den Orient sieht“. Wissenschaftliche Interessen und eine rege publizistische Tätigkeit charakterisierten seine Persönlichkeit ebenso wie eine auffallende Kommunikationsfähigkeit.

Nach diversen diplomatischen Missionen und Posten (darunter von 1834–1849 als Gesandter in Athen) erreichte der zivilisationskritische Prokesch gegen Ende des Krimkriegs sein berufliches Traumziel Konstantinopel. Seine dortige langjährige Tätigkeit als Brückenbauer führte zu dem Diktum Julius Graf Andrássys, wonach Prokesch „mehr ein Vertreter der Türkei in Oesterreich, als Vertreter Oesterreichs in der Türkei“ sei. Wie konnte es zu einer solchen Einschätzung kommen?

 

Bio

Barbara Haider-Wilson ist seit 1994 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, seit 2020 am Institute for Habsburg and Balkan Studies. Stipendium am Institut für Europäische Geschichte, Mainz (2000/01). Promotion im Fach Geschichte an der Universität Wien, wo sie von 1992 bis 1995 auch den 60. Ausbildungskurs des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung absolvierte. Mitorganisatorin der Wiener Workshop-Reihe „Internationale Geschichte“. Forschungsinteressen: Internationale Geschichte/international history; Europa und Palästina; Beziehungsgeschichte von Orient und Okzident; Geschichte der Habsburgermonarchie im 19. Jahrhundert.

Ausgewählte Publikationen: Österreichs friedlicher Kreuzzug 1839–1917 (im Druck); zusammen mit William D. Godsey und Wolfgang Mueller (hg.), Internationale Geschichte in Theorie und Praxis / International History in Theory and Practice (Wien 2017); zusammen mit Maximilian Graf (hg.), Orient & Okzident. Begegnungen und Wahrnehmungen aus fünf Jahrhunderten (Wien 2016); zusammen mit Dominique Trimbur (hg.), Europa und Palästina 1799–1948: Religion – Politik – Gesellschaft / Europe and Palestine 1799–1948: Religion – Politics – Society (Wien 2010); in Zusammenarbeit mit Mordechai Eliav (hg.), Österreich und das Heilige Land. Ausgewählte Konsulatsdokumente aus Jerusalem 1849–1917 (Wien 2000).

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Veranstalter

Institut für Orientalistik


Kontakt

Ayse Dilsiz Hartmuth
Institut für Orientalistik
43-1-4277-43451
ayse.dilsiz@univie.ac.at