Mittwoch, 25. November 2020, 18:30 - 20:00 iCal

Ringvorlesung Turkologie WiSe 2020/21

„...ein Feind Josef von Hammers“ – Habsburgisch-osmanische Beziehungsgeschichten

Institut für Orientalistik
Spitalgasse 2, Hof 4.1 (Campus), 1090 Wien

Hybrider Event (an einem physischen Ort und online)


Caroline Herfert (Hamburg)

Ein „deutscher Schriftsteller und türkischer Diplomat“ : Der ‚Wiener Türk‘ Murad Efendi (1836-1881) als Grenzgänger und Vermittler zwischen dem Osmanischen Reich und der Habsburgermonarchie

 

Der Vortrag beleuchtet Perspektiven auf die verflochtene osmanisch-habsburgische Geschichte im ausgehenden 19. Jahrhundert anhand einer bemerkenswerten Persönlichkeit, die heute nahezu vergessen ist und deren Lebenslauf sich wie ein Abenteuerroman liest: Murad Efendi (1836–1881).

Als Franz von Werner in Wien geboren, emigrierte er Mitte des 19. Jahrhunderts ins Osmanische Reich und schlug dort eine Karriere als Diplomat ein: Neben seiner Tätigkeit als Konsul in verschiedenen europäischen Städten betätigte sich zudem als Autor im deutschsprachigen Raum.

In seinem Werk verarbeitete er Orientmotive, seine eigenen Erfahrungen und tiefe Kenntnis des osmanischen Reichs, etwa in der historischen Tragödie „Selim der Dritte“ (1872) und der zweibändigen Essaysammlung „Türkische Skizzen“ (1876/78). Als Literat verstand Murad Efendi sich als ‚kultureller Botschafter‘, der zwischen seiner alten und neuen Heimat – zwischen Europa bzw. der porta Orientis Wien und dem Osmanischen Reich – vermittelte. Nicht nur sein Werk lenkte die Aufmerksamkeit auf den sogenannten Orient, sondern er zog die Blicke seiner europäischen Zeitgenoss*innen auch auf seine Person.

Der Vortrag zeichnet die Biographie, das literarische Schaffen und die Rezeption nach, die im Kontext der österreichischen Orientmode steht, um den ‚Grenzgänger‘ Murad Efendi in seinem Selbstverständnis als engagiertem Vermittler zwischen ‚Orient‘ und ‚Okzident‘ ebenso herauszuarbeiten wie die ambivalente zeitgenössische Wahrnehmung als exotisch anmutender ‚Wiener Türke‘.

 

Bio

Caroline Herfert studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Arabistik an der Universität Wien. 2011-2014 war sie Projektmitarbeiterin des Instituts tfm | Theater-, Film- und Medienwissenschaft und DOC-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Sie promovierte 2015 über Inszenierungen der Porta Orientis Wien im Kontext des österreichischen Orientalismusdiskurses um 1900. 2016–2018 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der „Forschungssstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ an der Universität Hamburg und fungiert seit 2019 als wissenschaftliche Koordinatorin der DFG-Kollegforschungsgruppe „Imaginarien der Kraft“ an der Universität Hamburg.

 

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Veranstalter

Institut für Orientalistik


Kontakt

Ayse Dilsiz Hartmuth
Institut für Orientalistik
43-1-4277-43451
ayse.dilsiz@univie.ac.at