Mittwoch, 15. Januar 2020, 17:00 - 18:30 iCal
Taiwan neu erzählen
Überlegungen zum Erbe der Nan’yō shi der Kaiserlichen Universität in Taipei.
SIN 1, Institut für Ostasienwissenschaften/Sinologie
Spitalgasse, 2 Hof 2 Aufgang 2.3, 1090 Wien
Lecture
Kurz nach der Gründung der kaiserlichen Universität in Taipei im Jahr 1928 (Taihoku Teikoku Daigaku), stattete der amtierende japanische General-gouverneur diese mit einem Lehrstuhl zur Geschichte Südostasiens (Nan’yō shi, eigentlich Südseegeschichte) aus. Dabei handelte es sich nicht nur im japanischen Kaiserreich, sondern auch international um eine Neuschöpfung. Der Schwerpunkt der Nan’yō shi in Taipei lag auf der kolonialen Vergangenheit Südostasiens, wobei der Einfluss europäischer Kolonialmächte und die Rolle Japans vor dem 19. Jahrhundert überhöht dargestellt, Taiwan selbst zudem vollkommen marginalisiert wurde. Dafür ist besonders der erste Lehrstuhlinhaber, Murakami Naojirou verantwort-lich. Seine Forschungs-, Lehr- und Übersetzungstätigkeiten, seine metho-dischen Zugänge, und sein Geschichtsverständnis wirken sich bis heute epistemisch auf das wissenschaftliche und populärhistorische Verständnis der Geschichte Südostasiens und Taiwans aus.
Im Vortrag wird die anachronistische Behandlung taiwanesischer Geschichte diskutiert, um einerseits der Frage nachzugehen, inwieweit Murakamis Verständnis wissenschaftlicher Geschichtsschreibung und moderner Diplomatie sein Geschichtsbild prägte. Andererseits soll geklärt werden, inwieweit die von japanischen Forschern veranlasste Wissensgenerierung und -kategorisierung in Südostasien geopolitischen Motiven folgte. Darauf aufbauend soll schliesslich diskutiert werden, welche Grenzen und Wissenstraditionen es zu überwinden gilt, um – wie jüngst gefordert – Taiwan und die Geschichte seiner Bewohner neu zu denken und zu schreiben, kurz, inklusiver und nuancierter zu erzählen.
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Veranstalter
Vienna Center for Taiwan Studies
Um Anmeldung wird gebeten
Kontakt
Astrid Lipinsky
Vienna Center for Taiwan Studies
Institut für Ostasienwissenschaften
4277 43844
astrid.lipinsky@univie.ac.at
Erstellt am Freitag, 29. November 2019, 10:42
Letzte Änderung am Montag, 02. Dezember 2019, 13:54