Donnerstag, 02. Mai 2019, 18:30 - 20:00 iCal

Das Ringen um Demokratie auf lokaler Ebene

Beispiele aus Okinawa

Gabriele Vogt (Universität Hamburg)

 

Institut für Ostasienwissenschaften - Japanologie, Seminarraum JAP 1
Spitalgasse 2, UniversitätCampush Hof 2, Eingang, 1090 Wien

Vortrag


Okinawas Verhältnis zur Zentralregierung in Tokyo ist seit Jahrzehnten von Spannungen geprägt. Bürger begehren auf gegen die als diskriminierend empfundene Rolle der Präfektur innerhalb des Nationalstaates: Nach wie vor ist Okinawa der zentrale Stationierungsposten für US-Militäreinheiten in Japan, und nach wie vor wird auch das exotische Andere Okinawas vermarktet – gerade auch als Bestandteil von Japans jüngster Tourismusinitiative. Ein nachhaltiges lokales Wirtschaftswachstum innerhalb Okinawas bleibt dabei außen vor, doch politische Partizipation, die diesen und anderen Themen kritisch gegenübersteht, verhallt in Tokyo scheinbar ungehört.

 

Dieser Beitrag basiert auf mehrmonatigen Feldforschungsaufenthalten in Okinawa zwischen 2017 und 2019. Er wird die folgenden drei Schlaglichter setzen, um das Ringen um Demokratie in Okinawa exemplarisch zu verdeutlichen und politikwissenschaftlich zu diskutieren: 1) Demonstrationen im Zuge des präfekturweiten Referendums vom Februar diesen Jahres, in dem sich mehr als 70% gegen den Neubau eines US-Militärstützpunktes in Henoko aussprachen, prangerten an, dass es in Okinawa anders als in anderen Präfekturen Japans keine echte demokratische Mitbestimmung gäbe. 2) Das Wirtschaftsmodell und die gesellschaftlichen Strukturen einer kleinen Dorfgemeinschaft im Norden der Hauptinsel zeigen, wie direktdemokratische Partizipation auch außerhalb der nationalstaatlichen Grenzen gelebt wird. 3) Das Wirken einer jungen Politikergeneration in Lokalparlamenten zielt mehr und mehr auf eine Internationalisierung der Okinawa-Politik ab – eine Reaktion auf die als dysfunktional empfundene Mehr-Ebenen-Politik innerhalb Japans.

 

Gabriele Vogt ist Professorin für Politik und Gesellschaft Japans im Asien-Afrika-Institut der Universität Hamburg. Sie hat ferner eine Gastprofessur an der Waseda Universität in Tokyo inne und engagiert sich als Europarepräsentantin des Social Science Japan Journal (SSJJ) sowie als Vorstandsmitglied der European Association for Japanese Studies (EAJS). Zu ihren Forschungsinteressen zählen Japans politische Ökonomie und internationale Beziehungen ebenso wie subnationale Politik und soziale Bewegungen. Ihre Dissertation zum Thema Die Renaissance der Friedensbewegung in Okinawa erschien 2003 im Iudicium Verlag in München.

 


Veranstalter

https://japanologie.univie.ac.at/


Kontakt

Mag. Angela Kramer
Universität Wien
Institut für Ostasienwissenschaften - Japanologie
4277-43801
angela.kramer@univie.ac.at