Donnerstag, 20. April 2017, 18:00 - 19:00 iCal

Dr. Jürgen Dämmgen /

formerly head of Research and Development of Boehringer-Ingelheim Animal Health, member of the Scientific Advisory Board of the "Centre de Recerca en Sanitat Animal", Barcelona, Spain

"Akute tödliche Vergiftungen durch Arzneimittelrückstände in Nutztierkadavern und deren Auswirkung auf den weltweiten Geierbestand"

Im Rahmen des ASTOX Symposiums 2017

Carl Auer v. Welsbach Hörsaal (HS 1) an der Fakultät für Chemie
Boltzmanngasse 1, 1090 Wien

Vortrag


Akute tödliche Vergiftungen durch Arzneimittelrückstände in Nutztierkadavern und deren Auswirkung auf den weltweiten Geierbestand.

Geier spielen oder spielten in vielen Regionen der Erde eine gewichtige Rolle. Sie beseitigen und ‚desinfizieren‘ Kadaver von Wild- und Nutztieren und sie machen die darin enthaltenen Nährstoffe für Pflanzen verfügbar. Besonders prominent war bis in die jüngere Vergangenheit der Beitrag von Geiern im vorderindischen Kulturkreis. Bedingt durch das strikte Verbot des Verzehrs von Rindfleisch durch Hindus und den großen Bedarf an Milch und Milchprodukten, gab es in Indien eine große Population von Rindern, die eines natürlichen Todes starben und traditionell Aasfressern als Nahrung zur Verfügung standen. So konnte der Indische Bengalgeier zum häufigsten Greifvogel der Erde werden. Als in den Neunzigerjahren des vorigen Jahrhunderts die Bestände vorderindischen Geier zusammenbrachen, suchten Forscher aller Disziplinen fieberhaft nach möglichen Ursachen des mysteriösen Geiersterbens. Durch die fruchtbare Zusammenarbeit indischer, pakistanischer, amerikanischer und südafrikanischer Wissenschaftler konnte der Entzündungshemmer „Diclofenac“ als wesentlicher Auslöser der Katastrophe identifiziert werden. Inzwischen konnten andere in Indien verbreitete Veterinärarzneispezialitäten als weitere mögliche Gefahren für Geier und andere aasfressende Greifvögel identifiziert werden. Deutlich komplexer sind die Ursachen des derzeit auf dem afrikanischen Kontinent zu beobachtenden Zusammenbruchs fast aller Geierpopulationen. Neben vielen anderen Gefahren spielt in den letzten Jahren das gezielte Ausschalten von Geiern durch Nashorn- und Elfenbeinwilderer durch Pestizide eine entscheidende Rolle. Im Gegensatz zur schwierigen Situation in Indien und Afrika erscheint die Lage in Europa deutlich günstiger: Bis auf den Schmutzgeier sind alle europäischen Geier in einem Aufwärtstrend. Getragen wird diese Entwicklung im Wesentlichen durch Schutzanstrengungen auf der iberischen Halbinsel.


Veranstalter

Fakultät für Chemie, Institut für Lebensmittelchemie und Toxikologie


Kontakt

Brigitte Schwarz
Fakultät für Chemie der Universität Wien
Dekanat
01/4277-52006
brigitte_schwarz@univie.ac.at