Mittwoch, 20. April 2016, 17:00 - 18:30 iCal

Wednesday Seminar - Sylvia Karl

Die „kriminelle Nation“?

Nekropolitik, Narco-Staat und Narco Cultura in Mexiko

Institut für Kultur- und Sozialanthropologie
Universitätsstraße 7, NIG 4. Stock, HS C, 1010 Wien

Lecture


Ausgehend vom Konzept der „Nación Criminal“ des Mexikaners Héctor Domínguez Ruvalcaba (2015) geht der Vortrag der Frage nach, inwieweit der mexikanische Staat als Narco (Drogen)-Staat bezeichnet werden kann. Die historischen Verbindungen zwischen „sozialen Banditen“ sowie politischer und ökononomischer Elite, zwischen Kriminellen und Politik reichen von der spanischen Kolonialzeit bis in die Gegenwart. Der postkoloniale Staat Mexiko, in dem legale und legitime Gewalt koexistieren, fußt auf diesen Allianzen. Die gegenwärtigen Gewaltereignisse im Kontext des „Drogenkrieges“, der als Kampf zwischen staatlichen und kriminellen Akteuren dargestellt wird - mit mehr als 150.000 Toten, 250.000 Vertriebenen und 27.000 Verschwundenen - sind ohne die Betrachtung dieser systematischen Allianzen zwischen politischen und kriminellen Sphären nicht verständlich. Ebenso wenig die tiefe soziale Verankerung der Drogenkartelle in der mexikanischen Gesellschaft und die wachsende Popularität der Narco-Cultura in großen Teilen der Bevölkerung. Der Vortrag diskutiert anhand von Beispielen aus der empirischen Forschung und unter Heranziehung der Konzepte von Drug War Zone (Campbell), Nekropolitik (Mbembe) und Schattennetzwerke (Nordstrom) die gegenwärtigen sozialen, gewaltsamen Realitäten in Mexiko.

Sylvia Karl ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Vergleichende Kulturforschung, Fachgebiet Kultur- und Sozialanthropologie der Philipps-Universität Marburg.


Veranstalter

Institut für Kultur- und Sozialanthropologie


Kontakt

Mag. Marie-Therese Hartwig
Institut für Kultur- und Sozialanthropologie
427749534
marie-therese.hartwig@univie.ac.at