Montag, 15. Juni 2015, 17:15 - 19:00 iCal

183. Institutsseminar,Dr. Daniela Evelyn Mairhofer

Archbishop Laud’s Schätze: Mittelalterliche Handschriften aus Würzburg, Mainz und Eberbach in der Bodleian Library, Oxford

Hörsaal des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung
Universitätsring 1, 1010 Wien

Seminar, Workshop, Kurs


Über 350 Handschriften befinden sich heute im Besitz der Bodleian Library, Universität Oxford, die ursprünglich aus Deutschland stammen und in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges von dem da-maligen Chancellor der Universität, Archbishop Laud, erworben wurden. Von Streubeständen abge-sehen, lassen sich diese Laudiani in drei große Provenienzen aufspalten: Mainz (Kartause), Würzburg (hauptsächlich Domstift) und Eberbach (Zisterzienserkloster). Die wissenschaftliche Aufarbeitung des Bestandes, die von der Fritz Thyssen Stiftung, dem Fell Fund der Universität Oxford und der Oxford University Press getragen wurde, erfolgt aktiv seit Anfang 2008.

Die Handschriften entstammen einem Zeitraum vom Ende des 6. bis zum 17. Jahrhundert. Wie eine genaue Analyse dieser Codices zeigt, ist die Sammlung kein zufällig erworbenes Konglomerat an Bü-chern, sondern vielmehr eine bewusste Auswahl, die von der Hand eines Buchliebhabers und Exper-ten (einem oder mehreren Agenten Laud’s?) getroffen wurde: Die Sammlung beinhaltet mitunter nicht nur die ältesten, sondern auch die wertvollsten Stücke der oben genannten religiösen Häuser und weist eine klare Vorliebe für Pergamenthandschriften auf.

Geschlossen für sich ist jede der drei Handschriften-Gruppen von großer kultur- und literaturgeschicht-licher Bedeutung. Der Großteil der Würzburger Handschriften beispielsweise wurde im Skriptorium des Domstifts im ersten und zweiten Drittel des 9. Jahrhunderts geschrieben. Von ihrem großen palä-ographischen Wert abgesehen stellen sie die größte zusammengehörige Sammlung karolingischer Handschriften außerhalb eines karolingischen Zentrums in Europa dar. Die Mainzer Handschriften, meist sehr umfangreiche, aus vielen verschiedenen Faszikeln bestehende Handschriften kleineren Formats, sind nicht nur inhaltlich von großem Interesse. Ihre Teile erzählen gewöhnlich die Geschichte einer langen Reise: von der Zeit ihrer Entstehung, dem Aufenthalt in der Mainzer Kartause bis hin zu ihrer Ankunft in England. Die umfangreichste Gruppe der Handschriften aus Deutschland, die Codices aus Eberbach, wiederum sind wichtige Zeugen zisterziensischer Kultur- und Buchgeschichte.


Veranstalter

Institut für Österreichische Geschichtsforschung


Kontakt

Stefanie Gruber
Institut für Österreichische Geschichtsforschung
27206
stefanie.gruber@univie.ac.at