Montag, 13. April 2015, 18:30 - 20:00 iCal

Sprache und Identität in Okinawa

Dr. Patrick Heinrich

(Ca’ Foscari University Venice)

Institut für Ostasienwissenschaften - Japanologie, Seminarraum JAP 1
Spitalgasse 2, Hof 2, Eingang 2.4, 1090 Wien

Vortrag


Das Fallbeispiel Okinawas ist besonders aufschlussreich für die Untersuchung von Sprache und Identität, weil es eine Kluft zwischen der Vorstellung und der Realität der japanischen Identität gibt. Okinawa wurde erst 1872 zu einem Teil Japans gemacht; die Bewohner Okinawas fühlten sich nicht nur nicht-Japanisch – sie sprachen auch kein Japanisch. Sie schienen eher „fremd“ als „identisch“. Um diese Realität mit der Vorstellung der japanischen Nation in Einklang zu bringen, wurde ab 1880 eine strikte Assimilationspolitik implementiert. Die japanische Assimilierungspolitik hat in den vergangenen 135 Jahren zu recht unterschiedlichen Ergebnissen geführt, die im Detail diskutiert und analysiert werden. Vor dem Hintergrund der Bedrohung der Ryukyusprachen, die bis 2050 komplett zu erlöschen drohen, werden nun erstmals Alternativen zur Assimilierungspolitik erwägt. Im Erfolgsfalle hätte eine solche Politik weitreichende Folgen für Okinawa, aber auch für Japan insgesamt.

Patrick Heinrich ist Associate Professor an der Abteilung für Asiatische und Nordafrikanische Studien der Ca’ Foscari Universität in Venedig. Vor seiner Tätigkeit an der Ca’ Foscari lehrte er an Universitäten in Deutschland und Japan. Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich zurzeit auf Sprache und Identität, Soziolinguistik und bedrohte Sprachen. Kürzlich herausgegebene englischsprachige Bücher sind u.a. Handbook of the Ryukyuan Languages (mit Shinsho Miyara und Michinori Shimoji; Mouton de Gruyter 2015), Language Crisis in the Ryukyus (mit Mark Anderson, Cambridge Scholars Publishing 2014); Language Life in Japan (mit Christian Galan; Routledge 2011). Seine neueste Monographie ist The Making of Monolingual Japan (Multilingual Matters 2012).


Veranstalter

Institut für Ostasienwissenschaften/Japanologie und AAJ (Akademischer Arbeitskreis Japan)


Kontakt

Mag. Angela Kramer
Universität Wien
Institut für Ostasienwissenschaften - Japanologie
4277-43801
angela.kramer@univie.ac.at