Montag, 13. April 2015, 19:00 - 21:00 iCal

Karin Karaka?l?. Tabu und Veränderung

Betrachtungen zum türkisch-armenischen Verhältnis

Aula des Uni Campus im Alten AKH Hof 1
Spitalgasse 2-4, 1090 Wien

Vortrag


Programm

Mitwirkende:

Karin Karaka?l?, Schriftstellerin und Redakteurin der türkisch-armenischen Wochenzeitung AGOS, Istanbul

Moderation: Ilker Ataç, Universität Wien, VIDC

Eröffnung: Michael Fanizadeh, VIDC

Veranstaltungsprache: Deutsch

Anmeldung: fanizadeh@vidc.org

Hintergrund

Am 19. Januar 2007 wurde der frühere Herausgeber und Journalist von AGOS, Hrant Dink, beim Verlassen des Zeitungsgebäudes in Istanbul erschossen. Hrant Dink kämpfte für die Meinungsfreiheit und die Aufarbeitung der türkischen-armenischen Geschichte sowie für die Versöhnung von Türk_innen und Armenier_innen, wofür er von nationalistischen Kreisen als Verräter an der türkischen Republik bezeichnet und mehrfach mit dem Tode bedroht wurde. Der Täter, der damals minderjährige Rechtsextremist Ögun Samast, ist inzwischen zu einer Haftstrafe von 22 Jahren verurteilt worden. Nach dem Urteil gingen mehr als zehntausend Türk_innen auf die Straße und protestierten dagegen, denn die Richter_innen hatten ausgeschlossen, dass hinter der Tat eine Organisation mit der Unterstützung der staatlichen Instanzen gesteckt haben könnte. Im Jänner 2015 sind jetzt aber zwei türkische Polizisten wegen des Falls Hrant Dink festgenommen worden. Es sind die ersten Staatsbediensteten, die in diesem Fall angeklagt werden.

Seit 100 Jahren und dem Massaker an den Armenier_innen im Osmanischen Reich ist die Beziehung zwischen beiden Völkern schwer belastet. Waren es 2015 etwa 1,5 Mio. Armenier_innen, die in den Grenzen der heutigen Türkei leben, sind es heute gerade noch 60.000. Der Völkermord ist immer noch nicht vom türkischen Staat als solcher anerkannt. Im April 2014 sprach der heutige Präsident Erdo?an den Hinterbliebenen erstmals offiziell sein Beileid aus, was für viele Menschen in der Türkei und Armenien die Frage aufwarf, ob dies ein Zeichen für eine zukünftige Veränderung der offiziellen Haltung des türkischen Staates sei.

Das Thema ist nicht nur ein innertürkisches, sondern hat eine außenpolitische Komponente in den Beziehungen zu Armenien. Nach wie vor sind die Grenzen zwischen den beiden Staaten geschlossen, dennoch gibt es vielfältige Bemühungen um eine Normalisierung der Beziehungen, wie beispielsweise die Konferenz „The Sealed Gate: Prospects of the Turkey-Armenia Border“ der Hrant Dink Foundation und der Universität von Ankara im November 2014.

Wie ist heute ein Zusammenleben der Armenier_innen mit anderen Bevölkerungsgruppen in der Türkei möglich? Welche Bedeutung haben der Dialog und die Auseinandersetzung mit der Geschichte für die aktuellen Demokratisierungsbemühungen in der Türkei? In ihrem Vortrag geht Karin Karaka?l? auf die aktuellen Entwicklungen und Debatten ein und wird die Sichtweisen der türkischen Armenier_innen, der Kurd_innen, der armenischen Diasporas in den USA und Frankreich und der heutigen Bevölkerung Armeniens darstellen.

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Veranstalter

VIDC


Kontakt

irène hochauer-kpoda
VIDC-Wiener Institut
Projekt/Eventmanagement
01713359469
hochauer-kpoda@vidc.org