Dienstag, 20. Januar 2015, 18:00 - 20:00 iCal

Verletzliche Körper im Neuen Kalten Krieg:

Repräsentationen Russlands und der westliche Blick

M. Katharina Wiedlack

Hörsaal B, Campus der Universität Wien, Hof 2.10
Spitalgasse 2-4, 1090 Wien

Vortrag


In meinem Vortrag möchte ich die kulturelle Produktion „östlicher“ Körper und Identitäten innerhalb zeitgenössischer Popkultur analysieren, wobei ich mich besonders auf die Konstruktionen von verletzlichen Körpern (vulnerable bodies) konzentrieren werde. Ich werde Repräsentationen Russischer, Belarussischer und Ukrainischer Queers, Frauen und Menschen mit Behinderung innerhalb westlicher, besonders US-Amerikanischer und Österreichischer, Medien nachzeichnen und auf Strategien von „Othering“ analysieren.

Die ‚Erfindung‘ Ost-Europas als distinktes geographisches wie kulturelles Phänomen geht auf die Aufklärung zurück. Bereits im 18. Jahrhundert diente die Konstruktion des rückständigen und chaotischen Russlands in erster Linie der Stabilisierung des schwer gebeutelten Westens (Wolff 1994). Die aufklärerischen Diskurse entwarfen nicht nur kulturelle sondern auch materielle und biologische Modelle, um ‚Andersartigkeit‘ zu markieren. Besonders nach dem Zerfall der UDSSR wurden die kulturellen und biopolitischen Bedeutungen der Aufklärung verstärkt wiederaufgerufen. Seit einigen Jahren, mischen sich (neo)liberale Konzepte, die aus progressiven Bewegungen westlicher Staaten herrühren, etwa der Frauen- oder Homosexuellen Bewegung, in biopolitische Evaluierungen Russlands und des Ostens generell.

Anschließend an feministische und queer Forscher_innen wie Anca Parvulescu (2014), Robert Kulpa und Joanna Mizieli?ska (2011 und 2012) werde ich nach den aktuellen Zielen und Effekten der Konstruktionen von Andersartigkeit und/oder Gleichheit in der Figur des verletzlichen östlichen Marginalisierten fragen und der These nachgehen, dass die Anrufung bzw. Markierung sexualisierter, homophober und ableistischer Gewalt im Ost-Europäischen Raum zur Bestätigung von nord/westlicher Toleranz, Modernität und kultureller Vorherrschaft dient. Vor dem Hintergrund der West-kritischen Erörterungen der eben erwähnten Forscher_innen werde ich Konzepte zu Homonationalismus, etwa von Jasbir Puar (2007) oder Chandan Reddy (2011) heranziehen und für den Ost-Europäischen Kontext umarbeiten.

Dr.in Katharina Wiedlack hat Germanistik und Gender Studies an der Uni Wien studiert und im Fach Amerikanistik promoviert. Eine überarbeitete Version ihrer Dissertation zu „Queer feministischem Punk“ in den USA (1980-2012) wird im Herbst 2014 bei Zaglossus erscheinen. Derzeit arbeitet sie am Referat Genderforschung der Universität Wien und ist als freie Lektorin tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich postkolonialer und post-sozialistischer Popkultur-forschung, an der Schnittstelle von Amerikanistik, Cultural, Queer, Gender und Disability Studies.


Veranstalter

Univ.Prof.in Dr.in Sigrid Schmitz / Referat Genderforschung der Universität Wien


Kontakt

Sushila Mesquita
Referat Genderforschung
4277-18455
sushila.mesquita@univie.ac.at